Archiv für den Monat: Januar 2008

Frau Araxe und das Brückenexperiment

Bas Kast, Biologe, Psychologe und Wissenschaftsjournalist, schreibt über die Liebe und erklärt die Leidenschaft: Aufregung sei ein entscheidender (aber manipulationsfähiger) Parameter, um Empathie, ja sogar tiefe Zuneigung und Leidenschaft zu erwecken.
1. Die Theorie: Das Brückenexperiment von Arthur Aron
Der Psychologe hatte eine ausgesprochen attraktive Mitarbeiterin auf die größte Fußgängerhängebrücke der Welt geschickt. Sie sollte dort Lockvogel spielen und männliche Passanten mit einem belanglosen Fragebogen ansprechen. Der Fragebogen war nebensächlich – sie gab den Männern ihre Telefonnummer mit dem Hinweis, sie könnten anrufen, wenn sie Interesse an diesem Projekt hätten. Die Fußgängerhängebrücke war 70m hoch, sie schwankte und es war unzweifelhaft eine ziemlich aufregende Situation. Das gleiche wiederholte sie auf einer stabilen und festen Holzbrücke. Es zeigte sich, dass die Männer von der schwankenden Hängebrücke die Interviewerin 4 Mal häufiger anriefen als die Männer auf der festen Brücke. Das Gehirn war schlicht unfähig, die situativ gefühlte Aufregung alleine der schwankenden Brücke zuzuordnen, sondern projizierte diese auf die fragende Frau, deren Attraktivität sich dabei vervielfachte.
2. Die Praxis: Von Profis lernen – Frau Araxe’s Gruselkabinett

  • Geben Sie Ihrem Blog eine dunkle, grauschwarze Farbpalette, die jedem nichtsahnenden Besucher sofort einen eiskalt-aufregenden Schrecken durch die Glieder jagt.
  • Verwenden Sie Bilder von allerlei entsetzlichem Getier, künstlich oder echt. Scheuen Sie sich nicht, Folterinstrumente, Hackebeile und sonstige schreckliche Werkzeuge zu präsentieren, bis sich jedes Nackenhaar vor Aufregung sträubt.
  • Bedrohen Sie unschuldige Kommentatoren mit Zerstückelung. Reden Sie viel über Voodoo, ägyptische Mythologien, Enthauptungen, Friedhöfe, Horrorfilme und sonstige Angst einjagende Begrifflichkeiten.
  • Erwähnen Sie beiläufig, dass Sie sich nur von Schokolade und Nutella ernähren. Sprechen Sie von Ihren Katzen nur als „Fellmonster“.

Besuchen Sie auch das Gruselkabinett für eine eigene Würdigung der außergewöhnlich perfekten Umsetzung des Aufregungskonzepts von Arthur Aron – aber Achtung: Zwingen Sie Ihr Gehirn zur äußersten Vorsicht, wenn Sie nicht zu einem Zwangshandelnden (mindestens 36 Blogbesuche pro Tag) mutieren wollen. ;)
Neon!

But I have promises to keep…

Plötzlich waren sie da. Entluden sich kurz wie ein Blitzlicht in meinem Kopf. Zündeten sofort das bereitwillige Meer der Synapsen, die sogleich neugierig auf die Suche gingen, die Worte und ihre Bedeutung wieder zu finden. Magische Worte aus einem Film, der mich einst in seinen Bann zog:
Des Waldes Dunkel zieht mich an
Doch muß zu meinem Wort ich steh’n
Und Meilen geh’n bevor ich schlafen kann
Und Meilen geh’n bevor ich schlafen kann.

Das vollständige, englische Original von Robert Frost klingt weniger bedrohlich, jedoch nicht weniger schön.
Robert Frost – Stopping by Woods on a Snowy Evening
Whose woods these are I think I know.
His house is in the village, though;
He will not see me stopping here
To watch his woods fill up with snow.
My little horse must think it queer
To stop without a farmhouse near
Between the woods and frozen lake
The darkest evening of the year.
He gives his harness bells a shake
To ask if there is some mistake.
The only other sound’s the sweep
Of easy wind and downy flake.
The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.

Und Meilen geh’n, bevor ich schlafen kann…
Neon!

Magische Nummer(n)

Zuallererst habe ich den rein visuellen Eindruck, als hätte man vier knuffige Hobbits aus dem Auenland mit der Kelly-Family gekreuzt und sie dann einen Vertrag über Werbung für Weight Watchers unterschreiben lassen.
Doch die Musik, die die zwei pummeligen Geschwisterpärchen aus England abliefern, ist allerfeinster Indie-Pop-Sound der Kategorie „handgemachte Weltklasse“. Mehrstimmige Harmoniegesänge, unglaubliche Melodien, perfekt abgestimmte Gitarrensounds, überraschende Tempo- und Lautstärkewechsel – man möchte meinen, die „Mamas and the Papas“ und „Crosby, Stills, Nash and Young“ haben sich soeben reinkarniert und nennen sich jetzt „The Magic Numbers“.
Zum Reinhören empfehle ich die „Undecided EP“ sowie folgende Quellen:

Risiken und Nebenwirkungen: Diese Gute-Laune-Musik verdrängt sofort jeden Anflug von Depression und ersetzt in CD-Länge mindestens einen vollen Apothekenüberfall. Es kann passieren, dass man beginnt, sich beim Zuhören Blumen ins Haar zu flechten und auf YouTube nach Woodstock-Filmschnipseln zu suchen. Potenzieller Ohrwurmbefall.
Neon!

To whom it may concern

An den Rote-Fußnägel-Fetischist aus der Kasseler Umgebung, der sich seit Monaten mit obigem Suchbefehl vergeblich immer wieder in diesen Blog klickt: Read my lips. Nein, du wirst hier auch in Zukunft keine schönen Füße mit rotlackierten Nägeln finden.
Und wenn ich nochmal diesen Suchbefehl in der Besuchsstatistik finde, werde ich Frau Araxe bitten, eine Voodoo-Puppe mit deiner IP-Nummer zu basteln und sie anschließend langsam in rotem Nagellack zu ersäufen. Das ist mein letztes Wort!
Neon!