Archiv für den Monat: Mai 2008

Baba Yaga und die Lawn Dogs

Lawn Dogs

Lawn Dogs, so nennt man die armen Hunde, die ihr Geld damit verdienen, die ausgedehnten Rasenflächen in den künstlichen amerikanischen Vorstädten zu mähen. Lawn Dogs (dt. Filmtitel „Heimliche Freunde“) heißt auch dieses wunderbare Stück Film über 2 Außenseiter, die aus verschiedenen Welten kommen und sich doch so vertraut werden.

Lawn Dogs

Die 10-jährige Mischa Barton spielt Devon, die jede Chance nutzt, vor ihren angepassten, gesellschaftlich ambitionierten Eltern zu flüchten um sich in ihre schaurig-schönen, erfundenen Geschichten von Baba Yaga, der bösartigen und mordenden Waldhexe, zu flüchten.
Wenn sie nicht gerade ihrer Puppe Beine und Arme ausreißt, weil diese beim Brettspiel Dame verloren hat, oder fette Fliegen in Cookies drückt, die sie dann an die Nachbarn verkauft, pinkelt sie in stiller Sabotage über die Vorderscheibe des väterlichen Pickups oder steckt einem kleinen Quälgeist mit Plastikcolt den eigenen Lauf in den Mund.

Lawn Dogs

Trent, gespielt von Sam Rockwell, ist der Lawn Dog, er mäht den Rasen innerhalb der öden Mauern der staubfreien Neubauwelt „Camelot Gardens“, einer spießbürgerlichen, stickigen Vorstadtsiedlung mit einem stereotypen Mikrokosmos aus Intoleranz, infamen Verdächtigungen, Heuchelei und Vorurteilen. White trash der besonderen Art.

Lawn Dogs

Als Devon auf den außerhalb der Mauern in einem herunter gekommenen Wohnwagen lebenden Trent trifft, wehrt der sich erst gegen die Freundschaft mit dem Mädchen aus dieser Oberschicht, die ihn so verachtet. Doch beide merken schnell, dass sie gleiche Außenseiter sind, jeder auf seiner Seite der Gesellschaft, und nicht nur wegen der gemeinsamen großen Narben am Körper oder dem Spaß am Wettrülpsen nach dem Verzehr des geklauten und sofort gekillten gegrillten Truthahns.
„People say you’re trash“, sagt Devon zu Trent, „Trash is something you put a lid on cause it stinks. You don’t smell that bad“. Und Trent erklärt später: „The way I see it is: You got people who own lawns and you got people who mow them. And they’re never the same people!“.

Lawn Dogs

Eine ordentliche Portion Sozialkritik mischt sich in diese seltsame, wunderbare Mixtur aus Fantasy, Vorstadt-Milieustudie und romantischem Märchen. Und am Ende retten Trent ein Revolver und Baba Yaga’s Zauberkamm vor dem Blutrausch hyperventilierender Spießbürger, während Devon alleine in dem Baum mit den Hundert roten Schleifen sitzt und uns mit Gedanken an unsere eigenen Vorurteile zurücklässt.
Lawn Dogs ist ein märchenhaftes Film-Kleinod und klarer Kandidat für die ewige Neon-Hall-of-Fame-DivX-Sammlung. Und ein wenig bin ich jetzt auch in Mischa Barton (übrigens auch das tote Mädchen im Film Sixth Sense) verknallt. Muss mal recherchieren, wie alt Mrs. Barton heute ist…
Neon!

Mischa Barton in Sixth Sense

Das SP3 „Zugriff verweigert“ Problem

SP3 installation sucked.

And now for something completely different! Für all die Verzweifelten, die derzeit versuchen, das gerade freigegebene Windows XP Supportpackage SP3 zu installieren und dabei die Fehlermeldung „Access denied!“ bzw. „Zugriff verweigert!“ bekommen, habe ich nachfolgend einen Lösungsweg dokumentiert, an dessen Ende zumindest meine Installation gestern Nacht gegen 3:30 Uhr problemlos durchlief.
Die Zugriffs-Fehlermeldung entsteht, wenn SP3 die Aktualisierung der Registry vornimmt und an einen Schlüssel kommt, bei dem das System keine Administratorenrechte (mehr) hat. Danach bricht die Installation ab und wird rückabgewickelt. Bislang findet man zur Lösung dieses Problems im Web noch relativ wenig außer „Formatieren und Neumachen“.
„Neon’s Best Practices“ für eine entspannte SP3 Installation:
1. Mit einem Benutzer im System anmelden, der über Administratorenrechte verfügt (hier im Beispiel „ADMIN“). Falls man nicht sicher ist, kann man dies in der Benutzerverwaltung
(Systemsteuerung–>Benutzerkonten) überprüfen.
2. Komplettsicherung der Systempartition (i.d.R. C:) durchführen – mindestens aber die Registry sichern. Don’t blame me if you fuck it up.
3. XP SP3 als Komplettpaket herunterladen und in ein Arbeitsverzeichnis sichern (z.B. nach c:\temp).
4. Das Dienstprogramm subinacl herunterladen und installieren. Dieses Tool ist ein einfaches Kommandozeilenprogramm, mit dem man die Rechte für verschiedene Objekte (u.a. auch Registry-Schlüssel) ausgeben oder auch ändern kann.
Das Programm wird standardmäßig nach „c:\programme\windows resource kits\tools“ installiert. Es ist empfehlenswert, die Datei „subinacl.exe“ in ein kürzeres Arbeitsverzeichnis (z.B. „c:\temp“) zu kopieren.
5. Start–>Ausführen, dann command zum Aufruf des Kommandozeileninterpreters eingeben und bestätigen
6. Folgende Befehle nacheinander eingeben und mit Eingabetaste bestätigen (der Text „ADMIN“ ist durch den eigenen Benutzernamen mit Administratorrechten zu ersetzen):
c:
cd\temp
subinacl /subkeyreg HKEY_LOCAL_MACHINE /grant=ADMIN=f
subinacl /subkeyreg HKEY_CURRENT_USER /grant=ADMIN=f
subinacl /subkeyreg HKEY_CLASSES_ROOT /grant=ADMIN=f

7. Windows im „Safe Mode“ neu starten. Das Starten im Safe Mode erreicht man durch Betätigung der Taste „F8“ während des Startvorgangs. Hier gibt’s weitere Infos zum Safe Mode Start und auch ein Utility für Leute, die die F8-Taste nicht rechtzeitig finden.
8. Nach dem Start im sicheren Modus die herunter geladene SP3 Installation aus Schritt 3 starten. Diese sollte nun ohne Probleme durchlaufen. Danach neu im Normalmodus durchstarten.
Good luck!
Neon!

Prayer at the Pump

Prayer at the Pump

Religion muss ja als Hoffnungsträger grundsätzlich für Vieles herhalten. Für ein ewiges Weiterleben nach dem Ableben, für die Bereitstellung von 72 Jungfrauen oder die Wiedergeburt als superdicker, erleuchteter Mann, der an rein gar nichts mehr denkt (Exkurs: Eine etwaige, theoretisch mögliche Kombination der 3 erhofften Zustände wäre sicher sehr frustrierend – für die 72 Jungfrauen allemal).
Wenn also Religion im Jenseitigen so viel schaffen kann, dann darf man wohl im Diesseitigen auch schon mal eine kleine Probe ihres Könnens erwarten. Dachte sich Rentner Rocky Twyman und gründete in Washington die Bewegung ‚Prayer at the Pump‘ (Beten an der Zapfsäule).
Gemeinsam mit seinen etwa 200 Gefolgsleuten lädt er an einer jeweils ausgewählten Tankstelle zu einem religiösen Stelldichein, auf dem schon mal Litaneien wie „Diese Preise werden fallen, so wie die Mauern von Jericho in der Bibel gefallen sind“ vielstimmig herunter gebetet werden. Und das alles nur, weil der Preis für eine Gallone (knapp 4 Liter) Kraftstoff jüngst auf vier Dollar (entspricht 2,60 €) gestiegen ist – Preise, bei denen selbst ungläubige Deutsche an der Tankstelle auf die Knie fallen und dem Herrn auf der Stelle an der Zapfsäule danken würden. Aber so sehr die ‚Prayer at the Pump‘ auch Joan Baez‘ Kultsong „We shall overcome“ als „We shall have cheap gas“ iterieren und sich dabei erwartungsfroh an den Händen fassen – die Spritpreise steigen unaufhörlich weiter.
Wahrscheinlich fährt Gott Toyota Prius oder Fahrrad und wählt Schwarz-Grün, denn bis jetzt hat er die inbrünstigen Gebete nicht erhört. Das Barrel Light Sweet Crude Oil (159 Liter) stieg heute auf ein neues All-Time-High von 123,25 US-Dollar. Rocky Twyman wird sich mehr anstrengen oder jemand anderen anflehen müssen, „(Zitat) in das Leben dieser selbstsüchtigen, gierigen Leute einzugreifen, die die Preise so steigen lassen.“
Religion ist nun mal kein Wunschkonzert. Dass ICH das irgendwann mal sage, ist auf jeden Fall ein Wunder. Amen.
Neon!