Archiv für den Monat: September 2009

Proaktives Kundenerwartungsmanagement

Wenn man sich in einer Welt anspruchsvoller, ungeduldiger und hyperaktiver Kunden bewegt, von denen jeder unbelehrbar überzeugt ist, sein Auftrag seine Problembewältigung sei die Allerwichtigste, ist ein zielorientiertes Erwartungsmanagement im Hinblick auf den nach Lösungen gierenden Kunden unabdingbar.
Hierbei ist größte Sensibilität und zurückhaltendes, vorsichtiges Herantasten an den hypernervösen Erwartungszustand des Kunden extrem wichtig. Klare, überzeugende und für jeden nachvollziehbare Entscheidungskriterien sind hilfreich, damit jeder Kunde zweifelsfrei (und ohne sich zurückgesetzt zu fühlen) versteht, dass er nicht jeden Tag 250% der verfügbaren Arbeitszeit bekommen kann.
Trotz dieser für ihn unbefriedigenden Nachricht muss der Kunde in vollstem Maße überzeugt sein, dass man nur (und ausschließlich) ihm diese 250% furchtbar gerne hätte angedeihen lassen, wenn nicht allgemeine Ressourcenknappheit und die pure Existenz anderer Kunden dieses verhindert hätten.
Lange habe ich über die richtige Methode nachgedacht, die alle oben beschriebenen Parameter in kunstvoller Weise verbindet und den Kunden in seiner Erwartungshaltung mit atemloser Begeisterung zurücklässt erfüllt.
Dann fand ich dieses T-Shirt bei einem Straßenhändler auf dem Broadway. Und mein Problem war perfekt gelöst.
Neon!

Eichelregen und Bucheckernmonsun

In herbstlichen Zeiten wie diesen muss man immer damit rechnen, dass sich die fallenden Eicheln einen Spaß daraus machen, unschuldige Waldläufer exakt auf die Mitte ihrer Schädeldecke zu treffen. Spätestens beim dritten Treffer vermuten auch ansonsten nicht paranoide Zeitgenossen, dass sich oben in den Baumwipfeln irgendjemand heimlich durch die Äste schwingt und uns gelegentlich aus niederen Beweggründen bewirft. Ich zumindest war bislang fest davon überzeugt.
Gestern jedoch bekam ich erste Zweifel an dieser These. Je tiefer ich nämlich in den Herbstwald eintauchte, desto stärker wurde ein seltsames Geräusch, das zuerst klang wie ein sanft beginnender Floridaregen. Vereinzelte dumpfe Einschläge auf weichem Waldboden, abgelöst durch kecke Klock-klock-klocks von über Baumstamm-Bande spielenden Nussfrüchten, gefolgt von einem immer stärker werdenden Surren, Rauschen und geheimnisvollen Prasseln.
Es war nicht der ganze Wald. Bei weitem nicht. Aber eine bestimmte, verschworene Gruppe von Bäumen hatte beschlossen, dass es Zeit wäre für das große Rauschen. Alles war präzise geplant. Einer fing an und gab das Zeichen. Und wie in einer langgezogenen Welle setzen sich um dieses Zentrum herum die Bäume in Bewegung, ächzten kurz, streckten sich durch, schüttelten sich und ließen dann auf Kommando ihre Eicheln und Bucheckern fallen.
15 Minuten dauerte der plötzliche Eichelregen und Bucheckernmonsun. Dann wurde es stiller. „Eicheln Stop!“ rief ich vorlaut dem Kommandobaum zu. Der Wald verstummte. „Und da sagt man immer, Mensch und Natur verstehen sich nicht“, dachte ich und wandte der Kommandoeiche den Rücken zu. Dann bekam ich die vierte Eichel auf den Kopf. Ich denke, Eichen sind nicht sehr empfänglich für Ironie.
Neon!

Eiskalte Glücksgefühle

Ich bin ein mysteriöses Bündel seltsamer chemischer Prozesse. Manche davon würde ich gerne besser verstehen. Ein Beispiel: Wenn ich mich im Fitnessclub Vitalstudio meines Vertrauens nach etwa zweieinviertel Stunden intensiver Muskelquälerei in die finnische Sauna begebe und dort so richtig hochglühe, mich dann eiskalt unter der Schwalldusche abschrecke, habe ich, während ich entspannt auf einer Liege ruhe, intensive Glücksgefühle.
Nicht etwa so ein banales, platonisches Zufriedenheitsgefühl, das man ja zu Recht haben dürfte, wenn man stundenlang gegen seinen inneren Schweinehund und alle eisenhaltigen Geräte im Studio angekämpft hat. Nein, Ströme von Glück wabern durch mein peripheres Nervensystem, verästeln sich neugierig in 43 Nervenpaaren, saturieren auf dem Weg mein Medulla Spinalis und lassen Interneurone und Motoneurone eine wilde Party feiern.
Ich vermute, die Hitze der Sauna in Verbindung mit der genetisch programmierten Urangst des Menschen, elendig zu verbrennen, aktiviert hormonelle Botenstoffe (z.B. Adrenalin), die dann bei der glücklichen Rettung durch die eiskalte Schwalldusche flugs zu Dopamin umgebaut werden. Jedenfalls bei mir.
Dann sprang mich ein seltsamer Gedanke an: Ob Eier wohl genau so empfinden, wenn sie gekocht und dann abgeschreckt werden? Ich möchte gerne daran glauben, weil ich lieber glückliche Eier von glücklichen Hühnern esse, die von gewaltfrei aufgezogenen Bauern freilaufend gehalten werden.
Am kommenden Samstag werde ich mich versuchsweise nach fünfeinhalb Minuten des Kochens mit sanfter Stimme an das Ei wenden: „Hey, Du, ich weiß genau, wie Du dich gerade fühlst. Ich kenne das. Noch ist Dir furchtbar heiß, aber warte, bis ich Dich gleich unter eiskaltes Wasser halte. Das wird Dir wirklich gefallen!“.
Wenn ich dazu noch James Brown’s „I feel good“ auflege, wird es ein unvergessliches Erlebnis für das Ei werden. Sicher wird es diesen respektvollen Umgang zu schätzen wissen. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, wo es in meinem Mund verschwindet.
Neon!

Gescheitertes Loslassen

Eigentlich hatte ich mir vor ein paar Wochen vorgenommen, loszulassen. So einfach, wie man ein Buch zuklappt, wenn man es zu Ende gelesen hat. So, wie wenn man einen geliebten Menschen zum Abschied küsst. So, wie wenn man sich zu jemandem noch einmal umdreht, lächelt und winkt, bevor man in den Zug steigt.
Ich war noch einmal dort, wo ich gelebt und gearbeitet hatte, sah in das Loch mit den unbegreiflichen Ausmaßen, brauchte Zeit, um mich zu orientieren. So vieles war verschwunden, Türme, Häuser, Wege, Hotels. Und Menschen. All das sah ich mit meinen eigenen Augen. Und dann versuchte ich loszulassen. Ich wollte nicht mehr die Gesichter der nun Toten sehen. Nicht mehr über die Jumper nachdenken. Nicht mehr reflektieren, was ich getan hätte, wäre ich am 11. September 2001 noch in einem Meeting auf einer der obersten Etagen gewesen.
Aber so einfach ist das nicht. So, wie manches Buch noch nachwirkt, wenn man die letzte Seite schon lange gelesen hat. So, wie man diesen letzten Kuss nie vergisst. So, wie wenn man brennende Sehnsucht fühlt, obwohl man lange fortgegangen ist. Ich weiß jetzt, die Türme werden immer bleiben, in mir. Und es ist gut, dass es so ist.
Neon!

Wintergefühl


Sometimes I think about you, baby
Sometimes I cry about you, well well well
Sometimes I wanna wrap my coat around you
Sometimes I wanna keep you warm
Sometimes I wanna wrap my coat around you
Sometimes I wanna burn a candle for you

Winter, Jagger/Richards, Goats Head Soup

Top10 – Hochzeit am 11.11.11

Ja, es war still geworden um diese kleine, aber feine Rubrik von „Neon’s Top10 List“. Doch heute, aus gegebenem Anlass, wollen wir diesem Bereich der erlesenen Volksbildung und vorurteilsfreien Nächstenhilfe wieder neues Leben einhauchen.
Anlässlich des heutigen Schnapsdatums träumen bereits viele davon, in 2 Jahren, 2 Monaten und 2 Tagen Ihren ganz persönlichen Prinzen an dem in ihrem jecken Leben einmaligen Datum des 11.11.11 um 11:11 Uhr zu ehelichen. Leider Hoffentlich ist diese Entscheidung nicht am nächsten Aschermittwoch schon wieder obsolet! Um Mißverständnissen vorzubeugen und eine klare Erwartungshaltung für die an diesem Datum getroffenen Eheversprechen zu etablieren, gibt es nachstehend die
Top 10 Gründe, woran sie erkennen, dass Ihre Ehe am 11.11.11 um 11:11 Uhr geschlossen wurde.

  1. Sie tragen ganztätig Pappnasen und legen diese auch nach Aschermittwoch nicht ab.

  2. Sie nennen das primäre Geschlechtsmerkmal Ihres Gatten „Hoppeditz“ und Ihr eigenes „Session“.

  3. Sie feiern allabendlich „Hoppeditz‘ Erwachen“ und rufen entzückt „Die Session ist eröffnet“.

  4. Wenn Ihr Prinz seinen Bauern rausholt, machen Sie am liebsten auf Jungfrau und beginnen Ihr eheliches Beischlafritual mit der rhetorischen Frage „Wolle mer en rinnlosse?“.

  5. Wenn Sie oben liegen wollen, verlangen Sie lautstark eine „Mädchensitzung“.

  6. Wenn Sie Ihren Höhepunkt nahen spüren, signalisieren Sie dies Ihrem Partner mit „D’r Zoch kütt“.

  7. Ihre Wohnungsnachbarn sind instruiert, Ihren Gatten nach dem 2.Mal mit einer zünftigen „Rakete“ anzuspornen.

  8. Sie haben sich freiwillig verpflichtet, Ihre ersten beiden Kinder „Tünnes“ und „Schäl“ zu nennen.

  9. In Ihrem Kinderwagen transportieren Sie auch 30kg Kamellen, die Sie bei Spaziergängen unters Volk werfen.

  10. Und der offensichtlichste Grund, woran Sie erkennen, dass Ihre Ehe an einem 11.11.11 geschlossen wurde:

    Sie blasen Ihrem Mann ausschließlich den Narhalla-Marsch.

Neon!