Archiv für den Monat: April 2010

Auf die Zunge gebissen

Als dekadenlanger, hingebungsvoller Liebhaber der asiatischen Küche ist es keineswegs einfach, chinesische Restaurants zu finden, die sich mit ihrem Angebot etwas mutiger abseits vom europäisierten Hühnchen-süß-sauer-Mainstream positionieren. Dies gilt umso mehr, wenn als zusätzliche Randbedingung zählt, dass eine genießbare und angemessene Zusammenstellung keinen 3-stelligen Eurobetrag kosten sollte.
Umso schöner ist es, wenn man dann beim Ausprobieren eines Geheimtipps gleich mehrfach und rundherum positiv überrascht wird. So geschehen gestern Abend im China Imbiss TAO an der Collenbachstraße (Nähe Spichernplatz) in Düsseldorf. Neben hervorragenden, hausgemachten Dim Sums gibt es ausgefallene Spezialitäten, eine feine Auswahl kantonesischer Küche und wiederum hausgemachtes Grillfleisch (z.B. Ente am Knochen, Schweinebauch, Spanferkel).
Neben diversen Dim Sums (z.B. gedämpfte Teigtasche mit Garnelenfüllung oder gekochte Maultasche mit Hühnerfleischfüllung) hatten wir einen Teller sehr würzig panierter Entenzungen (komisch, die hatte ich sogar für mich allein) sowie eine Portion hausgegrillter Ente mit Knochen und Reis. Die Entenzungen sind absolut zu empfehlen und schmeckten überraschend intensiv nach dem Federtier, ergänzt durch die sehr pointierte und perfekt gewürzte Panade.
Wer sich mit Dim Sums, Dumplings oder anderen kreativen chinesischen Verzehrvorschlägen noch nicht so gut auskennt, wird durch Inhaber Mikel Lee sehr zuvorkommend, kompetent und sympathisch beraten. Die Atmosphäre ist sehr angenehm – Bistro-Style mit Anspruch, aber nicht überkandidelt. Die Preise sind absolut fair, Dim Sums zwischen €2,90 und €3,50 sowie die Entenzungen für schlappe €5,50 und die Portion Ente für €7,50.
Fazit: Eine tolle lukullische Überraschung mit außergewöhnlichen Angeboten der chinesischen Küche zu einem fairen Preis bei hervorragendem Service. Definitiv hingehen!
P.S. Das überragend gute, selbstgemachte und sehr scharfe Sambal Oelek darf man ruhig mit etwas Sojasauce „verdünnen“. Alternativ vorher sicherheitshalber 2 große Pils zum Löschen bestellen.
P.P.S.
– Menükarte für proaktives Auswählen hier
– Second Opinion nachzulesen hier
Neon!

Essen, das verboten gehört!

Als überzeugter Humanist bin ich mit dem selbstlosen Anspruch beseelt, das Leben der dafür zahlenden Menschen durch kristallklare Analysen und weltbewegende Handlungsempfehlungen kontinuierlich weiter zu verbessern.
Nun gut, mein Kaffeenutellabrot to go oder die empfohlene Transformation aller Frauen in stummschaltbare R2D2s haben nicht sofort die erhoffte Zustimmung gefunden – hier bin ich wahrscheinlich meiner Zeit voraus. Trotz dieser vermeintlichen Niederlagen drängt es mich jedoch, einen weiteren visionären Vorstoß im Bereich der Lebensmittel zu wagen, nachdem ich mir gestern beim Knacken einer Walnuss böse den Daumen geklemmt habe. Denn wozu gibt es schließlich den Petitionsausschuss des deutschen Bundestages?
Gestern musste ich also am eigenen Leib erspüren, was viele von uns bereits wußten: Es gibt Lebensmittel, die gehören verboten! Hier meine Liste von schlimmen Subjekten aus der Welt der Lebensmittel, die sofort und unwiderruflich auf die Verbotsliste müssen:
1. Walnüsse
Generell gehören alle Lebensmittel verboten, die man nicht ohne Schmerzen, Schnittwunden, Blutergüsse oder Verlust wichtiger Gliedmaßen verzehren kann. Walnüsse gehören definitiv dazu und müssen sofort weg! Abweisende Kokusnüsse und groteske Ananasfrüchte sowieso.
2. Artischocken
Wer einmal frische Artischocken verarbeitet hat, weiß, wovon ich rede. Dinge, die einen stechen, die man aufwendig schälen, zersägen, beträufeln und 50min kochen muss, bevor sie einigermaßen genießbar sind, gehören verboten! Warum gibt es wohl fertige Artischockenherzen in Dosen? Eben! Das frische, feindselige Zeug muss weg!
3. Rosenkohl
Sieht häßlich aus, stinkt entsetzlich und schmeckt im Mund wie ein nasser Klumpen Tempos. Braucht kein Mensch!
4. Holunder
Ein Geschmackstraum als fertige Marmelade. Aber ein Jenseitsgranatenscheißdreck in der Zubereitung. Zerstört Küchen, Kleidung und Beziehungen. Tipp für Männer: Wenn Sie Ihre Freundin loswerden wollen, kochen Sie einfach in ihrer Küche 2 Tage lang Holundermarmelade. Wirkt garantiert!
5. Sprühsahne
Leute die Sprühsahne konsumieren, essen auch Saumagen oder Grünkernfrikadellen und tragen Jogging-Anzüge aus dünner Ballonseide. Käufer von Sprühsahne gehören aus puren Sicherheitsüberlegungen lebenslang eingesperrt. Der einzig akzeptable und valide Einsatz von Sprühsahne liegt im spielerischen Besprühen primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale. Das war’s dann aber auch.
6. Gefüllte Paprika
Mir wird schon beim Schreiben übel. Gibt es Schlimmeres als eine mit Hackfleisch gefüllte und mutwillig zerkochte Paprika, die am Ende aussieht wie ein aufgeschnittener Zwölffingerdarm. Kann allerhöchstens noch dazu dienen, im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses unbelehrbare Terroristen zu disziplinieren und aus ihnen liebevolle Kindergartenbetreuerinnen zu machen. Normale Menschen (und die, die es bleiben wollen) sollten so etwas nie essen müssen.
Weitere Vorschläge?
Neon!

Dominance and Submission

Gerade läuft die 3. Wiederholung von Blue Öyster Cults „Dominance and Submission“ im Winamp während ich über einer schwierigen Boardpräsentation grüble. Leitmotivierende Songs wie Dominance and Submission funktionieren bei mir als extrem gute Denk- und Lösungsverstärker, wenn man C-level Präsentationen vorbereitet.
[Exkurs] Zu Vorständen muss man wissen, dass sie als ungeduldige Autokraten gewohnt sind, dass man die ihrem Mund entströmenden kongenialen Handlungsanweisungen am besten bereits gestern als erledigt zurückmeldet. Vorstände erwarten Vollzug, nicht Widerspruch. Vorstände sind üblicherweise so willensstark, dass ein von ihnen mit „Wachstum!“ oder „Ertrag!“ angeschrienes Popcorn Maiskorn nach maximal 2 Stunden eine 1.80m hohe, vollreife Maispflanze ist. Oder anders gesagt: Würde die Verbindung von Selbstliebe und ungezügelter Willensstärke Wärme erzeugen, wären Vorstände für 95% des Global Warming verantwortlich.
Da es in ihrer Welt weder kristallklares persönliches Feedback noch ernsthaften Widerspruch gibt, reagieren Vorstände oft mit kopfschüttelndem Unverständnis, wenn es um Vorschläge geht, die eine vorausschauende, Einvernehmen suchende, proaktiv informierende Kommunikation von Veränderungen für betroffene Mitarbeiter zum Inhalt haben.[Exkurs Ende]
Ich überlege also gerade, wie ich diesen saturierten erfolgsverwöhnten Typen Charakteren, deren Gefühl für die harte Unternehmenswelt oftmals durch die wohlige Existenz eines mindestens 4cm-dick-weichen Wollflorteppiches in der Vorstandsetage erheblich abgedämpft wird, die dringliche Notwendigkeit von Change Management Maßnahmen für eine anstehende Reorganisation näher bringe. Aber irgendwie fällt mir nichts ein, was ich nicht schon mal auf ein Slide gemalt hätte.
Hm, vielleicht könnte ich ein devotes Maiskorn malen, das von einem dominant aussehenden Bauern im blauen Vorstandszweireiher mit einer schwarzen Peitsche auf Wachstumslinie gebracht wird; aus dem jedoch am Ende der Präsentation nur ein armer Windenknöterich (Fallopia convolvolus) geworden ist, weil der Bauer ihm nicht hinreichend genau erklärt hat, welche Entwicklung er eigentlich von dem submissiven Maiskorn erwartete.
Das Feedback der linken, analytischen Gehirnhälfte lässt natürlich nicht lange auf sich warten: „Das geht gar nicht, Neon! 1. Zu plakativ. 2. Bei dem Bild geraten einige der Herren gleich ins Träumen und hören dir überhaupt nicht mehr zu.“. Kein Zweifel, die linke Gehirnhälfte hat absolut Recht. Ich sollte wirklich andere Musik auflegen, vielleicht irgendwas Kuscheligeres wie Nookie von Limp Bizkit.
Neon!