Archiv für den Monat: März 2011

Wenn Ideen Sex haben

Wissen Sie zufällig, wie man ein iPad herstellt? Nein? Können Sie denn zumindest einen Toaster bauen? Oder wenigstens einen einfachen Plastikkugelschreiber? Nicht? Ich vermute, Sie teilen diese niederschmetternde Limitation mit 100% der Menschheit. Nicht mal Steve Jobs weiß nämlich genau, wie man ein iPad baut.
Faszinierend, wie weit uns das einfache Prinzip der Taylor’schen Arbeitsteilung gebracht hat. Unser kollektives Gehirn und unsere fragmentierten Fähigkeiten lassen uns Dinge erschaffen und nutzen, die wir alleine niemals herstellen könnten. Tausch (von Wissen, Waren, Rohstoffen, Fertigkeiten) und Spezialisierung sind die Grundlage dafür, dass wir gemeinsam Dinge tun können, deren vollständiger Bauplan sich uns als Einzelnem nicht einmal annähernd erschließt.
Das war lange Zeit anders. Eine Million Jahre oder 30.000 Generationen lang gab es keinen wirklichen Fortschritt, keinerlei Innovation. Jeder stellte Faustkeile selbst her und jagte höchst eigenhändig nach seinem Essen. Irgendwann, endlich, vor etwa 100.000 Jahren, begannen Menschen zu tauschen, zu handeln, ihre individuellen Fähigkeiten anderen anzubieten. So wie Sex der biologische Ansatz der Natur für genetische Vielfalt ist, so ist der (Aus-)Tausch eine einzigartige, besondere Fähigkeit des Menschen geworden, Wohlstand und Lebensqualität zu generieren.
Tiere können das nicht – sie tauschen nicht. Seit Monaten indoktriniere ich meinen Hund, er möge doch seinen Knochen mal mit Nachbarshund Roberto tauschen. Gebetsmühlenartig spreche ich zu ihm über ein verbessertes gegenseitiges Grundverständnis, freundschaftliche Tierbeziehungen über Grundstücksgrenzen hinweg und erweiterte Geschmackswelten in Bezug auf Hundenahrung. Aber er will seinen Knochen ums Verrecken nicht hergeben. Hunde tauschen einfach nicht.
Ich schon. Ich liebe es, wenn Ideen Sex haben, wenn sich meine Gedanken wild und unter völliger Abwesenheit von Verhütung mit anderen verbinden und dabei etwas Neues, Größeres entsteht. Ich bin fest davon überzeugt, dass individueller und gesamtgesellschaftlicher Erfolg ein Ausfluss der Fähigkeit ist, wie gut man Ideen und Gedanken kommunizieren und mit anderen kooperieren kann. Dies hier ist also ein Plädoyer für mehr Ideensex! Und an die letzten Zweifler: ja, er kann fast genauso schön erschöpfend und befriedigend sein wie diese rein biologische Na-Sie-wissen-schon-Variante. Hm, so als Idee in den Raum gesprochen: vielleicht kann man das irgendwie gleichzeitig kombinieren. Einfach mal ausprobieren!
Neon!