Archiv der Kategorie: Entgleisungen

Missverständnisnotiz

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Thema: Notiz an mich selbst

Rubrik: Missverständnisse vermeiden

Wenn im Fitnessstudio eine Frau zu einer Freundin sagt: „Willst Du auch auf den Vibrator?„, dann ist damit die Technogym Power Plate Vibrationsplatte gemeint und nichts anderes!

PS. Nicht mehr verstört gucken!

PPS. Wichtig: Keine Alternativangebote machen!

Satanische Kaffeevollautomaten

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Falls Sie zu den Menschen gehören, die einen Kaffee genießen wollen ohne vorher stundenlang mit einer Maschine argumentieren zu müssen, dann kaufen Sie sich nie, nie, niemals einen Kaffeevollautomaten. Bitte, glauben Sie mir: ein Kaffeevollautomat ist das personifizierte Böse und steht mit dem Teufel im Bunde — übrigens ganz so wie Backvollautomaten, Miele-Bratenthermometer, Tetrapack-Sojamilchverschlussnippel und Holundermarmelade.

Mein Vollautomat ist besonders bösartig. Denken Sie an Ihre schlimmsten Erlebnisse und Frustrationen, multiplizieren Sie sie mit 100 und Sie sind noch lange nicht in der Nähe dessen, was ich mir täglich von meiner Jura gefallen lassen muss.

Wenn sie einen guten Tag hat, verlangt sie vor dem ersten Kaffeebezug nur, dass ich ihren Trester leere. Leider hat sie selten einen guten Tag. Kaffeevollautomaten sind übrigens kein Freund vieler Worte. Da gibt’s kein „Bitte“, „Danke“, „Könntest du evtl. gleich mal…“. Juras reden in 2-Wort-Imperativen wie z.B. „Trester leeren!“ oder „Filter wechseln!“. Meistens, so glaube ich, leuchtet nach dem knackigen Befehl noch kurz ein „aber pronto“ im Display auf.

Manchmal, wenn sie schlecht geschlafen oder „bad coffee day“ hat, spielt sie mit mir ein nervenzerfetzendes, psychologisches Spiel im Grenzbereich menschlichen Erduldens. Sie weiß ganz genau, wo sie mich packen kann. Ich ahne es schon, wenn sie beim Start viel länger braucht, ächzt, röhrt, sich durchschüttelt und Lockerungsübungen macht, als wenn sie sich gemächlich ihre perfide Strategie zurechtlegt, mit der sie mich diesmal an den Rand des Wahnsinns bringen will.

Erst letztens wäre ich beinahe so weit gewesen. Nach „Wartung drücken!“, „Schale fehlt!“ und „System füllen!“ schob sie ein „Filter wechseln!“ und „Gerät reinigen!“ nach. Ich wusste, in den nächsten 2-3 Stunden bekomme ich von ihr keinen heißen Kaffee zu sehen. In einer Mischung aus Verwegenheit und Verzweiflung drückte ich frech auf „Großer Kaffee“, aber sie entgegnete sofort ein unverschämtes „Gerät verkalkt!“ und schwieg. Ich zog meinen letzten Joker und flüsterte leise aber bestimmt in ihre Auto-Cappuccino-Düse „Ich tausch dich aus gegen eine Nespresso-Kapselmaschine, du Luder!“.

Es wurde still. Sehr still. Sie überlegte. Lange. Dann tat sich etwas. Sie meldete kurz ein „Bohnen füllen!“ ins Display, dann „Gerät heizt auf“ und entließ kooperativ einen Espresso aus dem Kaffeeauslauf. Leider hatte ich meine Tasse noch nicht auf das Tropfgitter geschoben, aber man kann nicht alles haben. Jetzt weiß ich wenigstens, wie ich den kleinen Teufel in die Schranken weisen kann.

Ars sterilis

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Ausgefallene, mysteriös anmutende Objekte und Kaufofferten erwarten einen dieser Tage in unschuldig daherkommenden Leuchtenausstellungen. Um dem wachsenden Wunsch des Kunden nach Individualisierung „seines“ MassenProduktes Rechnung zu tragen, fertigt die Industrie zunehmend zielgruppenangepasste Produktversionen von Standardwaren, deren Herstellungspreis wohl nur geringfügig über dem des Massenprodukts liegt, aber dem Käufer durch clevere Design- und Individualisierungsmerkmale die Illusion eines hochpreisigen, einzigartigen Unikats vermittelt.

Das oben gezeigte Gattungsexemplar, das mir mit seinen spitzen Auslegern kürzlich beinahe die Augen ausstach, wendet sich offensichtlich klar an die Gruppe der Künstler/Kunstliebhaber sowie Menschen, die auf Literatur und Poesie in Form von bedrucktem Japanpapier auch an ihrer sich schnell erhitzenden Esstischleuchte nicht verzichten wollen.

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Kunst und Unikat — das darf schon etwas kosten. Immerhin wurden hier teuerste Materialien verbaut:

  • ein gelochtes Stahlblech in vertrauter Fliegenfallenoptik mit Glas und Leuchtmitteln,
  • 31 bedruckte und 49 unbedruckte Blätter DIN A5 (Nachbestellung ist möglich),
  • ebensoviele unbehandelte, grundehrliche Stahldrähte in doppelter Wunderkerzenlänge,
  • eine analoge Anzahl schwarzer Gebrauchspapierclips zur individuellen Befestigung des Japanpapiers

Nun, spätestens seit Herrn Shhhhhs erschütternder Küchenerzählung wissen wir, dass Künstler in der Regel dekadente Nichtsnutze sind, die gerne 15.000 Schleifen für eine Küche ausgeben, die sie niemals wirklich verwenden werden. Beim Preis für die waghalsige Zettelleuchte rechnete ich daher mit dem Allerschlimmsten. Allerdings nicht mit € 740.

Der Leuchtenberater bemüht sich darzustellen, dass die Lampe immerhin voll dimmbar sei und edles satiniertes, ja sogar hitzebeständiges Glas in der Fliegenfallenmitte besäße.

Und obwohl ich die Designidee durchaus nicht übel finde, erscheint mir doch die kristallklare Wertlücke zwischen geschätzten (großzügig kalkulierten) Herstellkosten von € 25 und den amtlichen € 740 etwas zu grob.

Dafür dürfen Sie sie jedoch selbst ganz persönlich zusammenbauen und aufhängen„, sagt die Verkäuferleuchte, „das gehört schließlich zum individuellen Kauferlebnis.“.

Ich suche eigentlich etwas, woran ich meine gebrannten CDs hängen kann!„, antworte ich. Das Verkaufsgespräch endet abrupt. Da muss ich wohl weitersuchen.

Aktion *Sicheres Passwort*


Hacker sind böse und Computer ein Werk des Teufels. Als wenn wir das nicht schon immer irgendwo geahnt hätten. Wieder einmal haben unbekannte Datendiebe Millionen von Zugangsdaten als Kombination aus E-Mail und Passwort entwendet.

Sie können fest davon ausgehen, dass gerade jetzt, in diesem Moment, ein russischer IT-Nerd in Ihrem Namen und mit Ihrem ebay-Account einen Evel Knievel Senioren-Scooter oder 6000 Jägermeister-Fläschchen zu jedem Preis erwirbt. Es wird also auf jeden Fall unangenehm und peinlich für Sie.

Dabei hätte das alles nicht passieren müssen! Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Tipps und Tricks auf dem Weg zum sicheren Passwort (bestimmt beherzigen Sie schon die allermeisten) zusammen und lässt Sie wieder ruhig schlafen.

Rechner formatieren

Machen Sie kurzen Prozess. Formatieren Sie spontan und ohne Zögern die Festplatte Ihres Rechners. Falls Sie nicht wissen, wie das geht, tauchen Sie ihn einfach in heißes Badewasser.

Betriebssystem wechseln

Windows und iOS sind extrem unsicher. Sie haben davon gelesen. Denken Sie out-of-the-box und tun Sie etwas, womit Hacker als allerletztes rechnen: Installieren Sie MS-DOS 3.1 aus dem Jahre 1985 und Sie sind auf der sicheren Seite.

Taktische Passwortsimplifikation

Vereinfachen Sie Ihr Passwort so sehr, dass es garantiert in keinem Rainbow-Table der Hacker zu finden ist, mit denen diese Ihren Lovefilm-Zugang knacken wollen. „12“ ist schon mal sehr gut. „xy“ auch. Auf keinen Fall Umlaute, Groß-/Kleinschreibung oder Sonderzeichen! Kann sich keiner merken und man sucht ewig auf der Tastatur!

Private Daten nutzen

Nutzen Sie Vornamen von Familienmitgliedern und Haustieren als Passwörter, weil die ja nur Sie kennen! Haus- und Telefonnummern sowie Geburtstage sind sowieso genial! „Hasso01“ ist z.B. noch nie erraten worden.

Aufschreiben und sicher aufbewahren

Selbst simplifizierteste Passwörter geraten manchmal in Vergessenheit. Schließlich sind Sie ja schlau und bleiben immer automatisch eingeloggt auf den wichtigsten Seiten. Trotzdem, sicher ist sicher: Schreiben Sie Ihr Passwort auf und kleben Sie es an den Bildschirmrand. Mit einem kleinen Zettel zur Erinnerung in der Brieftasche und einer Textdatei „Mein Passwort.txt“ auf dem Handy sind Sie auf jeden Fall weit vorne.

Maximale Wiederverwendung

Wenn Sie schon ein so sicheres Passwort gefunden haben wie z.B. „Sabine123“, dann halten Sie es fest! Verwenden Sie es möglichst in gleicher Form für alle Ihre Login-Anforderungen. Hacker rechnen nicht damit, dass Sie so clever sind!

Fremde Sprachen nutzen

Probieren Sie verrückte Dinge aus: Nutzen Sie den Google-Translator und übersetzen Sie „Passwort“ von Deutsch nach Esperanto! „Pasvorto“? Das hat niemand jemals gehört und lässt Hacker sofort ins Leere laufen. Hängen Sie noch eine „9“ an und Sie sind auf ewig abgesichert!

Ich hoffe, mit den obigen Tipps können Sie endlich wieder ruhig schlafen. Ein gutes Gefühl, nicht wahr? Keine Ursache, ich hab’s gern getan!

Disketten für die NSA!

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Schon verrückt. Wenn man liest, dass die NSA 200 Millionen SMS am Tag für Analysezwecke speichert, könnte man glatt Anhänger einer Anti-Miniaturisierungsbewegung werden. Denn eines ist klar: ohne Miniaturisierungskompetenz und technischem Fortschritt bei der Erhöhung der Speicherdichte und der Zugriffsschnelligkeit des Speichermediums wäre dies nie machbar geworden.

Obama müsste also nicht lange schmerzhaft überlegen, was der NSA zu erlauben oder zu verbieten sei, wenn er allein die Entscheidung träfe, dass die Sicherheitsbehörde gesammelte Daten nur noch auf 5,25 Zoll Disketten speichern dürfe.

Die SMS-Speicherung eines Jahres würde dann — bei einem angenommenen Durchschnitt von 80 Zeichen je gesendeter Kurznachricht — ziemlich genau 4.641.216 Fünfeinviertelzolldisketten benötigen.

Das wäre keine schlechte Lösung, denn NSA-IT-Mitarbeiter würden schon nach kurzer Zeit immer wieder wegen Epicondylitis radialis humeri, Sehnenscheidenentzündung oder verschärftem Karpaltunnelsyndrom ausfallen. Suchläufe oder eine Datensicherung sind eben bei 4.641.216 nacheinander einzulegenden Disketten schon körperlich herausfordernd. Und das sind nur die SMS! Spätestens bei der Einbeziehung von E-Mails, Webseitenextrakten und Telefonmitschnitten ergäbe sich für die NSA auch ein veritables Platzproblem. Finde ich gut, als zukünftiger Hersteller von Diskettenboxen und -etiketten.

Uschis Schwester

Pull the pin, Kim!

Gestern im Fitti traf ich Uschis Schwester. Sie wissen schon, die Uschi, die seinerzeit einen beträchtlichen Teil ihrer IQ-Punkte gegen die Abmilderung gefühlter körperlicher Unzulänglichkeiten tauschte und seitdem auf Kriegsfuß mit Fitnessgeräten steht.

Nicht, dass ich vollkommen sicher wäre, dass — nennen wir sie „Kim“ — wirklich mit Uschi verwandt wäre, jedoch, um es mit Konrad Lorenz zu sagen: es gibt da deutliche Parallelitäten in Anatomie und Verhaltensweisen. Auch ist Kim nicht blond wie Uschi, tritt aber jederzeit sehr überzeugend den Nachweis an, dass auch kurzgeschnittene Schwarzhaarige intellektuell zu immens weniger imstande sind, als man es ihnen gemeinhin zutrauen würde.

Mein erster Blick fällt auf Kim, etwa Mitte Zwanzig, als sie an das Lower Back Trainingsgerät tritt und sichtbar angestrengt beginnt, mögliche Strategien für die Verstellung des Rückenpolsters zu entwickeln, damit es auf ihren Schulterblättern zu liegen käme.

Nun muss man wissen, dass jene Geräte über unübersehbar-grellgefärbte Yellow Pins verfügen, die man zweckmäßig ein Stück herauszieht, die individuelle Verstellung vornimmt und sie wieder einrasten lässt. Zu einfach für Kim. Kim fängt an zu drehen, mal rechts herum, mal gegen den Uhrzeigersinn, was jedoch wenig Sinn macht, da die gelben Hebel in Ermangelung eines Gewindes endlos mitdrehen.

Nach etwa 40 Sekunden erfolglosen Hin- und Herdrehens kommt Kim zu dem Schluss, dass das Gerät defekt sei und geht schnurstracks zum angrenzenden Partnergerät, um dort ihr Glück zu suchen – natürlich durch erneutes Schraubdrehen des Yellow Pins. Nun muss man außerdem wissen, dass für ganz Merkbefreite ein klar verständliches Pull auf den Plastikhebel graviert ist. „Pull!“ — nicht etwa „Twist“ oder „Screw“ oder „Handle me in the most bizarre way that comes to your mind!“.

Nicht umsonst schreibt der Hersteller auf seiner Webseite „Die Hebel, Tasten und Steckstifte sind gelb und sehr gut erkennbar, daher kann auch ein Benutzer mit weniger Erfahrung die Einstellungen problemlos, ohne Unterstützung durch den Trainer, finden und durchführen.“. Hm, die hatten wohl seinerzeit keine Kim für ihren Enduser-Gerätecheck im Testlabor.

Als ich beobachte, dass Kims Blick zum dritten Lower Back Übungsgerät schweift, weil das aktuelle offensichtlich auch defekt sein muss, erbarme ich mich und spreche sie an: „Hallo, darf ich dir mit dem Hebel helfen? Du musst einfach ziehen, siehst du?“.

Kims Augen strahlen. „Ah, danke!“, sagt Kim, zieht frisch erleuchtet an dem Hebel und verstellt ihn wunschgemäß. Im Weggehen sehe ich aus den Augenwinkeln, wie sie nach dem Einrasten wieder beginnt, gegen den Uhrzeigersinn zu drehen. Offensichtlich will sie den Yellow Pin nach ihrer höchst erfolgreichen Verstellung wieder festdrehen. Ich gebe auf. Man muss nicht den Anspruch haben, jedes Problem lösen zu wollen.

Das Grauen in Frauenhandtaschen

Bislang dachte ich, die am meisten verseuchtesten Plätze auf dieser Welt sind Fukushima, Norilsk, Tschernobyl und die Feuchtgebiete der Autobahnraststätte Münsterland-West. Hm, und vielleicht Herrn Mahakalas verlassene Messi-Wohnungen. Aber es gibt Schlimmeres, Grauenvolleres, bei weitem Entsetzlicheres. Forscher haben mir am Wochenende bestätigt: eine Frauenhandtasche ist keimverseuchter als eine öffentliche Toilette.
Es ist nun nicht so, dass ich um die Gefährlichkeit der Frauenhandtasche an sich bislang nicht Bescheid wusste. Ich selbst habe es mir zur Angewohnheit gemacht, jede Frau, die sich mir auf weniger als zwei Meter nähern will, zunächst zu zwingen, ihren Handtascheninhalt auf einem Analysetisch vor mir zu entleeren. Dann fordere ich sie auf, sich in einem Sicherheitsabstand von 5m auf den Boden zu knien und sich per Self-Bondage Hände und Füße zu fesseln. Sicher ist sicher. Manche Doppel-X-Chromosomenträger können nämlich plötzlich sehr aggressiv werden, wenn man die seltsamen Gegenstände und mutmaßlichen Opfergaben in ihren heiligen Aufbewahrungsbeuteln untersucht.
Während der Tascheninspektion trage ich selbstverständlich Einmalhandschuhe und zertifizierte Ganzkörperschutzanzüge, wie sie Tatortreiniger von amerikanischen Schulmassakern verwenden. Das hat mir bislang das Leben gerettet, wie ich nun erfahren musste, da Frauenhandtaschen reine Brutstätten für heimtückische Bakterien und bärbeißige Keime sind.
Primär ist Handtaschenanalyse für mich eine Art Profiling für potenzielle zukünftige Zickerei, eine Art visionäre Precog-Wahrnehmung für unerkannte Inkompatibilitäten – übrigens eine absolut sichere Methode.
Aus ihrer genetischen Historie als steinzeitliche Sammlerin verfügt Frau nämlich über keine inhaltliche Sinngebung des Handtascheninhalts – sie plant das Universum ihres Taschenbiotops nicht als logische Konsequenz eines bestimmten Zwecks, sondern bietet es wissenden Männern als unfehlbaren Einblick in das Konglomerat vergangener Ereignisse oder Nichtereignisse, eine Musterkollektion der Bruchstücke ihrer fragilen Psyche.
Nichts, was sich in einer Frauenhandtasche findet, ist ohne Bedeutung. Alles hat seine intuitive Existenzberechtigung, auch, wenn wir Männer es mit den uns verfügbaren Ressourcen nicht begreifen können. Ob Hundeleckerchen, Ersatzwindeln, vor 3 Jahren abgelaufene Kondome, eingeschweißte Fleischwürste, Socken, Notfalltampons oder der Kugelschreibervorrat einer großen Aktiengesellschaft: stellen Sie keine Fragen. Nehmen Sie es einfach zur Kenntnis, legen Sie es schweigend zurück, lächeln Sie, lassen Sie sich nichts anmerken.
Ziehen Sie Ihre Schlüsse – und ziehen Sie sie schnell. Wenn Sie der Tascheninhalt verstört hat: Laufen Sie! Noch kniet die Frau gefesselt in 5m Abstand! Sie können es schaffen, denn noch haben Sie einen leichten Vorsprung! Aber seien Sie sicher: Frau hat bereits das Klappmesserchen aus ihrem Handtaschennageletui in der Hand und sägt an den Seilen.
Mein Name ist Neon. Ich habe dies oft überlebt. Ihr findet mich in Düsseldorf. Ich werde täglich um die Mittagszeit am Hafen sein, wenn die Sonne am höchsten steht. Wenn Ihr da draußen seid, wenn irgend jemand da draußen ist, ich kann Nahrung, Schutz und Sicherheit bieten. Für alle Männer da draußen: Ihr seid nicht allein!
Neon!

Diskurs zur Versorgungsnotlage

Heute: Gesellschaftspolitischer Diskurs auf Twoday. Thema: IKEA hat in Deutschland und weiteren 23 Ländern den Verkauf ihrer Hackfleischklöße Köttbullar gestoppt. Daraus ergeben sich für mich folgende wichtige Fragestellungen:

  1. Was esse ich heute?
  2. Was esse ich morgen?
  3. Was esse ich den Rest des Jahres?

Bitte um Vorschläge zur Lösung dieser existentiellen Versorgungsnotlage.

Neon!

Frauen in schwarzen Strümpfen

Vorab möchte ich eines sehr deutlich unterstreichen: Ich habe vollstes Vertrauen in die hart arbeitenden Mitarbeiter des L*ndeskriminalamts Baden-Württemberg. Eine wiederholte Google-Suche nach „frauen in schwarzen strümpfen“ kann nämlich knallharte dienstliche Gründe haben. Denken Sie mal nur für einen kurzen Augenblick an Bankräuberinnen mit Strumpfmaske. Sehen’se! Gerade zur Weihnachtszeit steht es uns gut an, diese ständigen Vorurteile über unterbeschäftigte gelangweilte Staatsdiener, die sich ihre Arbeitszeit mit dem Studium nylonbestrumpfter Lingerie-Modelle vertreiben, ein für alle Mal zurückzudrängen.

Ganz generell haben Google-Nutzer nämlich – wie auch schon an anderer Stelle ausgeführt – die unterschiedlichsten Motivationen auf der Suche nach ihrem Begehr. Zum Beispiel gibt es die

Gruppe der grenzenlos Wißbegierigen

  1. warum stoppt man tote was in die nasenlöscher?
  2. kann eine ec karte in der waschmaschine verschwinden?
  3. wo ist der bauchnabel beim hund?
  4. analdrüsenprobleme beim hovawart woran erkennt man das?
  5. frauen gleich wurzel allen übels?
  6. wozu ist neon brauchbar? [Anm.] Unverschämtheit! Bitte bei mir melden!

oder die Gruppe der hedonistischen Fetischfreunde

  1. sarah wagenknecht nackt [Anm.] Sicher ein sehnsüchtiger Oskar, wenn SW in Berlin ist!
  2. sarah wagenknecht nippel [Anm.] Dito, wenn sie noch länger weg ist!
  3. prostata männer g-punkt
  4. frau streichelt beim mann die prostata
  5. liebe brüste mit weihnachtsmützen
  6. pferdeschwanz fetisch
  7. Dominance/Submission
  8. string tanga heimlich
  9. frauen in schwarzen strümpfen [Anm.] Nichts Sexuelles, sondern Kriminalbeamte auf Spurensuche! (siehe oben)
  10. ich pumpsträgerin
  11. dicke brüste schwäbin

und auch die Gruppe der angehenden Ärzte/Arzthelferinnen

  1. lassen sie mich arzt ich bin durch
  2. ekg anlegen frau [Anm.]Unglaublich, aber tatsächlich der meist verwendete Suchbegriff, der zu diesem Blog führt (200x)
  3. ekg ableitungen bei frauen
  4. zeichnung für anlegepunkte eines ekg
  5. septischer intensivpatient
  6. neocortex iq

Manchmal ergeben sich durch die Aneinanderreihung von monatlichen Suchbegriffen sogar vollständige abgeschlossene Kurzromane, deren Tragik mich oft tief erschüttert:
Schicksalhafter Kurzroman
mann stemmt frau
nächtliche orgie
schreinemakers schwanger
erschreckte augen
nacht des grauens
es war schön mit euch.
Herrje. Ich hoffe, er hat es nicht getan, nur weil er eine Nacht in seinem Leben so dermaßen verkorkst hat. Hoffen wir also das Beste, auch, dass das LKA diese schlimme Strumpf-Bankräuberin ermitteln und festsetzen kann.
Neon!

Die bigotte Auferstehung des Stammtischs

Gerade liegt das eine Opfer erfolgreich filetiert auf dem Boden, schon sucht und findet die bundesdeutsche Empörungsmaschine ihr nächstes Aufregungsziel. Schließlich macht das Nachtreten bei einem an sich selbst Gescheiterten lang nicht so viel Spaß wie der lustvolle Versuch, ein neues potenzielles Opfer am Nasenring durch die öffentliche Fight-Club-Arena zu ziehen. Wie sie mich dauert, diese entfesselte Versammlung limitiert informierter Berufs-WutbürgerInnen und Facebookgruppen-GründerInnen, die darin verliebt sind, aus Nichts einen Popanz zu bauen, um damit zuforderst die Wichtigkeit ihrer eigenen bescheidenen Existenz zu dokumentieren.
Schnell ein paar Interviewzitate verkürzt und aus dem Kontext gerissen, schon steht der Sarazzin-Unterstützer Gauck im ersten spröden Entwurf. Ach ja, und hat er sich nicht mal neutral bis positiv zu Hartz IV geäußert? Schlimm! Und dann maßt er sich auch noch an, Occupy am Anfang einer sehr ausführlichen Antwort als „albern“ zu bezeichnen. Ja geht’s denn noch? Da wird’s aber höchste Zeit für eine Maschinengewehrsalve herabsetzender Tweets mit trendigem #notmypresident Hash-Tag, bevor’s eiligst an das „Not my president“-Banner für den Blog geht. Hauptsache, man trägt seine vorschnellen Urteile gut sichtbar wie eine Lanze vor sich her und schwimmt wohlig auf der Hysteriewelle gesamtdeutscher Protestkultur.
Denn was kümmert einen auch das eigene Geschwätz von vor eineinhalb Jahren, das (wie immer meinungswellenkonform) dabei half, Gauck seinerzeit zu Social Medias Liebling zu machen. Statt „Hosianna“ ist nun das Stück „Kreuzigt ihn“ en vogue und der Zeitgeist fordert eiligen Protest – danach kann man sich doch immer noch informieren und mal genauer nachlesen.
Und bitte: Wie wenig politisches Gesamtverständnis und auch Respekt vor der Person Georg Schramm als hervorragenden Satiriker muss man haben, um jenen allen Ernstes in eine repräsentative Präsidentenrolle pressen zu wollen, die noch machtloser und limitierter ist als ein politischer Kabarettist auf freien Bühnen? Schramm als Grüßaugust beim Staatsbesuch der Queen? Das ist naiver Stammtischsadismus. Unüberlegte, uninformierte Protesthysterie ohne Gespür für das Richtige und Machbare.
Die zeitgeistige Hingabe zum kopflosen, aber erbitterten Protest muss einem Sorgen machen. Denn der Wutbürger schläft nie. Kaum hat er die Kernenergie besiegt, geht’s mit Verve gegen den Bau neuer Stromtrassen für den Überlandtransfer alternativ gewonnener Energien. Schon 30 Bürgerinitiativen protestieren alleine in Brandenburg. Das sieht gar nicht gut aus für den Ausbau regenerativer Energien bis 2020.
Wie kann man in unserem Land noch gesellschaftlich wichtige Transformationen in Gegenwart einer „Ich bin erst mal gegen alles“-Verhaltenskultur erfolgreich abschließen? Wer kandidiert noch für öffentliche, verantwortliche Positionen, wenn er dafür minütlich gnadenlos unter dem Brennglas einer skandalgierigen Meute seziert wird? Und welche Führungspersönlichkeiten und Politiker bekommen wir mittelfristig durch diese Negativselektion: abgeschliffene, glattgesichtige, umfragehörige Heiligenscheinträger, die zum Lachen in den Keller gehen und dem Facebook-Volk nach dem Mund reden. Verheiratet natürlich. Und untättowiert. Not my Germany.
Neon!