„Wir sollten uns wieder auf die Räder schwingen„, sage ich, während der Wind plötzlich auffrischt und mein besorgter Blick über die sich verkeilenden dunklen Wolken hastet. „Das da oben sieht nicht gut aus„. Ich nehme einen letzten Schluck aus der mittlerweile viel zu warmen Jever Lime Flasche, während mich die anderen Gäste der Strandbar ob ihres stoischen Desinteresses an bedrohlichen Wetterentwicklungen ein wenig irritieren. Offensichtlich bin ich der einzige, den beim Blick auf einen aufgewühlten Himmel und die 30m hohen Pappeln rund ums Sonnendeck eine latente Unruhe befällt.
„Cagando leches!„. Endlich kann ich den Spruch mal einsetzen, den mir eine spanische Kollegin einst auf einem Frankfurter Projekt beibrachte, wenn’s wirklich schnell gehen musste. Wir jagen auf den Rädern die 4km zurück nach Hause. Es wird stetig dunkler. Dicke einzelne Tropfen klatschen auf meinen Rücken und ins Gesicht. Die Luft riecht nach Gewitter. Menschen strömen uns entgegen auf ihrem Weg zur Stadtteilkirmes. „Das ist der letzte Ort, an dem ich sein möchte, wenn es losbricht„, überlege ich noch und gebe dem Festzelt eine (nachträglich zu großzügige) Halbwertzeit von etwa 30 Minuten. Ich schaffe es noch, die Fahrräder einzustellen. Dann ist die Zeit abgelaufen und die Welt beginnt unterzugehen.
Seltsam, was eine existenzielle Erfahrung mit Menschen macht. Am nächsten Tag stehen sie eng beisammen im völlig zerstörten Park, zwischen umgestürzten Bäumen und zerschlagenen Bänken, erzählen sich aufgeregt ihre Erlebnisse und überstandenen Ängste. Angst und erzwungene Veränderung sind außergewöhnliche Katalysatoren für ein schnell wieder erstarkendes soziales Netz (ganz ohne Smartphone). Die Straßen sind grün von Laub und riesigen abgebrochenen Ästen, Bäume liegen unverrückbar quer über der Fahrbahn oder haben einige Autos auf die halbe Höhe verdichtet. „Wie im Krieg!„, ruft eine alte Frau und fuchtelt nachdrücklich mit ihrem Gehstock. Die anderen nicken zustimmend, obwohl sie nie einen erlebt haben.
Als ich am Friedhof vorbeikomme, bringt ein Gehilfe gerade ein Schild an der Eingangstür an. Ich muss schmunzeln. „Sie haben wirklich einen feinen Humor!„, sage ich anerkennend. „Wieso?„, raunzt der Friedhofsgartenamtmensch und schaut unverständig. „Naja. Friedhof. Lebensgefahr. Sie wissen schon!„. Aber es scheint, als sei Ironie doch keine seiner Kernkompetenzen, denn er schaut weiter ratlos. Ich verzichte auf weitere erhellende Ausführungen und mache stattdessen ein Foto. „Könnte mal zum Freitagstexter taugen, irgendwann!„. Ich glaube, der Gartenamtbeamte hält mich mittlerweile für durchgeknallt. Na sei’s drum.
Bei allem Respekt für den ganzen Schnick-Schnack hier, Ihr altes Layout gefiel mir echt besser! Jetzt wirkt es so neonless. Sind Sie im Herbst Ihres Lebens angekommen?
C’mon let it shine again!
*gg* Nope, bei allem Respekt für Ihre Verliebtheit in Bling-Bling und Ihrer fatalen Unfähigkeit, mit unausweichlichen Veränderungen umzugehen: der neue „Schnick-Schnack“ gefällt mir einfach wesentlich besser, Herr Mahakala — und darauf kommt’s doch nun mal an!
Fragen Sie doch alternativ eine Ihrer Lieblingspolitessen, ob sie mal was Buntleuchtendes für Sie antruschelt, wenn das nächste Knöllchen fällig ist (Proaktiver Dialogtipp:
-Oh, Hallöchen. -Ist das ihr LKWchen? -Hmm…Ich hatte grad n‘ Hüngerchen. -Dann hab ich hier ein Knöllchen. uswusw.).
Oh, da fällt mir ein, ich könnte natürlich oben ins Menü noch so einen Schnick-Schnack-Button einbauen, mit dem Sie sich einen persönlichen Lieblingshintergrund auswählen können. Schauen Sie doch die Tage mal wieder rein, wenn’s das harte Studium zulässt. ;)
P.S. Wo treiben Sie sich denn zur Zeit rum?
Ich liebäugle gerade mit dem Niederrhein, bin da auf der Suche nach ner kleinen Einliegerwohnung oder sowas ;-)
Hach!
Ich liebe ja Unwetter. In gewissen Grenzen, beispielsweise mehr innerhalb eines Hauses nach draußen geschaut, als aus einem Zelt.
Da haben Sie offensichtlich Glück, Hirn und Instinkt gehabt. Gibt ja heutzutage viel zu wenig Menschen die noch mindestens eines davon mitbringen.
Merci, Herr Pathologe, aber mit Grips hat das sicher nicht so viel zu tun, eher mit einem hinreichenden Instinkt für’s unbeschadete Überleben.
Es ist, als beobachtete ich an diesem Abend bei vielen Leuten eine zunehmende Naturdistanz, eine Mischung aus Ignoranz und Unverständnis über die glasklaren Signale um sie herum, eine Art Halsstarrigkeit, ihr geplantes Abendprogramm trotz rapide ansteigender Risiken unverändert durchzuziehen, so, als könne man mit Naturgewalten darum pokern, wer sich am Ende durchsetzt.
Meine Prinzipien in dem Bereich sind recht einfach: