Archiv für den Monat: Februar 2011

Dringlicher Kommunikationsappell zum Analdrüsenproblem

Es gibt Blogbeiträge, die machen keinen Spaß. Sie müssen einfach „getan“, geschrieben und in die Welt geschrien werden. Dies hier ist so einer. Nach verschiedenen Vorfällen der letzten Zeit, die keineswegs mehr mit fehlendem Distanzgefühl, individuellen Limitationen oder einem sprudelnden, einseitigen Zwang zur Überinformation erklärt werden können, sehe ich mich genötigt, der fortgesetzten Verletzung meiner zarten Männerseele etwas Starkes und Mächtiges entgegenzusetzen. Ein Aufschrei, ein flehender Appell, ein zu Tränen rührender Herzen gehender Blogeintrag.
Alle selbst erlebten, schmerzlichen Vorfälle der letzten Wochen deuten eineindeutig auf ein klares Muster des Seelenquälgeistes hin: die alleinstehende, redeverliebte Hundebesitzerin mit Hang zum Spezialwissen.
Vielleicht liegt es an dem freundlichen, unverfänglichen Blick meiner blau-grau-grünen Augen, die ohne mein Wissen sagen: „Bitte erzähl mir in 15 Minuten alles, was du die letzten zwei Jahre nirgendwo loswerden konntest“. Vielleicht trage ich auch ein unsichtbares Schild auf meiner Stirn mit der Aufschrift „Du kannst mir die intimsten Dinge erzählen ohne dass wir uns gegenseitig mit Namen vorgestellt haben“. Oder es ist mein erstes aufmunterndes Nicken, das fälschlicherweise dahingehend übersetzt wird, dass ich über alle aktuellen und vergangenen Drüsenprobleme der mitlaufenden Hundemeute im Detail informiert werden möchte.
Now READ MY LIPS, alleinstehende, redeverliebte Hundebesitzerin: I couldn’t care less! Bitte nehmt ein für alle Mal unwiderruflich zur Kenntnis, dass

  1. ein Gespräch weder damit beginnen noch zum Dauergegenstand haben sollte, dass Paul keinerlei Analdrüsenprobleme mehr hat (ich erspare mir an der Stelle deine ausführlichen, sehr plastischen und entsetzlich bildhaften Detailausführungen), seitdem du ihn vor 1,5 Jahren auf Barfen (=Bones And Raw Meat) umgestellt hast
  2. ,

  3. es mir maximal einen äußerst verzichtbaren Erkenntnisgewinn bringt, dass Eddy nur Hasenohren mit Fell bekommt, weil
    1. er Hasenohren ohne Fell konsequent und zutiefst verachtet
    2. die Hasenohrhaare ganz toll seinen Darm reinigen
  4. es mich mittelheftig irritiert, von dir zu hören, dass „wir“ jetzt regelmäßig Barfer-Öl nehmen, weil es soviel Omega-3-Fett enthält, wovon das Fell so schön glänze (hierbei bitte ich auch zu berücksichtigen, dass die missbräuchliche Verwendung des Plurals mich 5 Minuten darüber nachdenken ließ, welches Fell denn wo durch Omega-3 bei dir zu glänzen beginnt)
  5. .

Und nur, um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: die Blutfettwerte deines Mopses Roberto, seine letzte, teure Licht- und Farbtherapie gegen rückwärtige Verspannungen oder die Frequenz und Ergebnisgröße seiner stofflichen Ausscheidung interessieren mich nicht die Bohne! Nada!
Und zur Abrundung noch ein Letztes: Wenn du mir dein esoterisches Lieblingsbuch „Edelstein-Therapie für Hunde“ näher bringen möchtest, gib mir die 20-Sekunden-Management-Summary und keine halbstündige Rezension, bei der ich nach 5 Minuten stark suizidgefährdet bin, weil mir sofortige Selbstverbrennung plötzlich als (ein-)leuchtender und einziger Weg aus deiner verbalen Dauervergewaltigung erscheint.
Danke.
Neon!