Dringlicher Kommunikationsappell zum Analdrüsenproblem

Es gibt Blogbeiträge, die machen keinen Spaß. Sie müssen einfach „getan“, geschrieben und in die Welt geschrien werden. Dies hier ist so einer. Nach verschiedenen Vorfällen der letzten Zeit, die keineswegs mehr mit fehlendem Distanzgefühl, individuellen Limitationen oder einem sprudelnden, einseitigen Zwang zur Überinformation erklärt werden können, sehe ich mich genötigt, der fortgesetzten Verletzung meiner zarten Männerseele etwas Starkes und Mächtiges entgegenzusetzen. Ein Aufschrei, ein flehender Appell, ein zu Tränen rührender Herzen gehender Blogeintrag.
Alle selbst erlebten, schmerzlichen Vorfälle der letzten Wochen deuten eineindeutig auf ein klares Muster des Seelenquälgeistes hin: die alleinstehende, redeverliebte Hundebesitzerin mit Hang zum Spezialwissen.
Vielleicht liegt es an dem freundlichen, unverfänglichen Blick meiner blau-grau-grünen Augen, die ohne mein Wissen sagen: „Bitte erzähl mir in 15 Minuten alles, was du die letzten zwei Jahre nirgendwo loswerden konntest“. Vielleicht trage ich auch ein unsichtbares Schild auf meiner Stirn mit der Aufschrift „Du kannst mir die intimsten Dinge erzählen ohne dass wir uns gegenseitig mit Namen vorgestellt haben“. Oder es ist mein erstes aufmunterndes Nicken, das fälschlicherweise dahingehend übersetzt wird, dass ich über alle aktuellen und vergangenen Drüsenprobleme der mitlaufenden Hundemeute im Detail informiert werden möchte.
Now READ MY LIPS, alleinstehende, redeverliebte Hundebesitzerin: I couldn’t care less! Bitte nehmt ein für alle Mal unwiderruflich zur Kenntnis, dass

  1. ein Gespräch weder damit beginnen noch zum Dauergegenstand haben sollte, dass Paul keinerlei Analdrüsenprobleme mehr hat (ich erspare mir an der Stelle deine ausführlichen, sehr plastischen und entsetzlich bildhaften Detailausführungen), seitdem du ihn vor 1,5 Jahren auf Barfen (=Bones And Raw Meat) umgestellt hast
  2. ,

  3. es mir maximal einen äußerst verzichtbaren Erkenntnisgewinn bringt, dass Eddy nur Hasenohren mit Fell bekommt, weil
    1. er Hasenohren ohne Fell konsequent und zutiefst verachtet
    2. die Hasenohrhaare ganz toll seinen Darm reinigen
  4. es mich mittelheftig irritiert, von dir zu hören, dass „wir“ jetzt regelmäßig Barfer-Öl nehmen, weil es soviel Omega-3-Fett enthält, wovon das Fell so schön glänze (hierbei bitte ich auch zu berücksichtigen, dass die missbräuchliche Verwendung des Plurals mich 5 Minuten darüber nachdenken ließ, welches Fell denn wo durch Omega-3 bei dir zu glänzen beginnt)
  5. .

Und nur, um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: die Blutfettwerte deines Mopses Roberto, seine letzte, teure Licht- und Farbtherapie gegen rückwärtige Verspannungen oder die Frequenz und Ergebnisgröße seiner stofflichen Ausscheidung interessieren mich nicht die Bohne! Nada!
Und zur Abrundung noch ein Letztes: Wenn du mir dein esoterisches Lieblingsbuch „Edelstein-Therapie für Hunde“ näher bringen möchtest, gib mir die 20-Sekunden-Management-Summary und keine halbstündige Rezension, bei der ich nach 5 Minuten stark suizidgefährdet bin, weil mir sofortige Selbstverbrennung plötzlich als (ein-)leuchtender und einziger Weg aus deiner verbalen Dauervergewaltigung erscheint.
Danke.
Neon!

35 Gedanken zu „Dringlicher Kommunikationsappell zum Analdrüsenproblem

  1. pathologe

    Das mit dem Barfer-Öl ist ja interessant. Ich ging ja eher davon aus, dass frau heutzutage trotz Minustemperaturen eher Kojak und zweiten Lippenstift trägt. Aber möglicherweise ist damit Nasen-, Zahn- oder Innenohrfell gemeint? Oder gehören MopsHundebesitzerinnen heutzutage doch der buschigen Generation an?

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    1. NeonWilderness

      Herr P, Sie wissen ja: die Geschichte der Rasur ist eine Geschichte voller Missverständnisse! Es ist ein leider (!) unabweisbares Faktum, dass gefühlte 95% der Mopsbesitzerinnen Frauen sich körperweit nackig gemacht haben. Ob diese bedauerliche Quote auch so auf Mopsbesitzerinnen zutrifft, konnte ich noch nicht herausfinden, da ich nicht zu Wort komme, um ein Date zwecks näherer Inspektion zu vereinbaren.

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  2. Monsterkeks

    Vorwurfsvoll meinte eine unserer Hunderunden-Damen nach der Erzählung von ihrem morgendlichen Durchfall (Farbe, Konsistenz, Geruch etc.) auf unsere entsetzten Ausrufe: „Aber ich muss mir ständig anhören, welche Farbe, Konstistenz, Geruch etc. die Kacke eurer Hunde hat!“

    Und dabei hat bei uns niemand einen Mops.

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    1. Orinoko

      Sehn´Se so schnell geht das, man möchte den Tag geniessen, geht raus und schon ist man Opfer und wie so oft sind es die Drüsen!

      Ich tät Sie ja im Club willkommen heissen aber kann es sein, dass eh niemand unter uns ist, der nicht längst Mitglied ist?

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    2. NeonWilderness

      Herr Orinoko, Sie haben ja gelesen, dass Frau rebhuhn durchaus auf solche Schilderungen steht. Männer verhalten sich da in der Tat ganz anders: Wenn ich im Wald einen Mann mit Hund treffe, gibt es maximal ein knappes gegenseitiges „Hallo“, meist sogar nur ein verstecktes, kaum merkliches Nicken, so wie unter alten Kameraden, die sich blind verstehen und nur über ihre Augen kommunizieren. Demnächst werden wir uns wohl geheime Handzeichen geben, z.B. „Achtung, 5er Frauengruppe mit 8 Hunden, 300m voraus. Fluchtweg rechts in 150m. Go!“. Ja, es herrscht Krieg da draußen…

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  3. rebhuhn

    haben Sie denn einen hund, und wenn ja, was für einen?

    [ich stehe ja auf so schilderungen von menschen, es sei denn, ich stehe unter zeitdruck *g… ]

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    1. NeonWilderness

      Nach Murphy geht es immer auch noch schlimmer. Tragisch, solche Leute, die selbst noch post-evolutionären Wölfen beibringen wollen, keine anderen Tiere zu essen. Ich bin sicher, der Hund hasst sie dafür.

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    2. pathologe

      Solange der Hund aus der Familie der Schafe ist, ist noch lange nichts verloren.

      (Es soll ja „Hunde“besitzer und innen geben, die den Unterschied gar nicht merken. Ich denke da an diejenigen mit diesen Ratten an der Leine)

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    3. NeonWilderness

      So schlimm wirds nicht werden, aber wenn Frau Keks bei einem Treffen die Teppichratte Nibbles von der Leine lässt, singen Sie einen Moment später 3 Oktaven höher. Aber bleiben Sie locker: man kann mit so’ner Stimme viel Geld verdienen!

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    1. Freni (Gast)

      Willenlos ist jetzt aber Wunschdenken, Herr Neon.

      Probieren Sie mal eine kleine Dosis an Chucky aus und erzählen Sie mir, wie es ausgegangen ist.

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