Geheimnisvolle Baumbotschaften

Seltsame Dinge passieren entlang meiner Laufstrecke im Wald. Über Nacht hat jemand geheimnisvolle Botschaften an einigen Bäumen befestigt und mutwillig in Kauf genommen, dass sie mich in tiefes Nachdenken stürzen.
Sind die Nachrichten vielleicht an mich gerichtet? Wer will mich damit zum Bleiben auffordern? Ist es eine alte Liebe aus dem Süden, die mit dem Baumpfahl winkt mir sanfte Zeichen gibt? Ist es mein staatsbeflissener, ewig gieriger Finanzbeamter, der mit subtilen Wegschildern meine abenteuerlichen Auswanderungsgedanken schon im Keim ersticken will? Hat meine Friseurin Sandra einen außergewöhnlichen Versuch der kreativen Kundenbindung in die Tat umgesetzt? Oder möchte mich mein KFZ-Versicherer AXA zurückhaben, nachdem ich ihm kaltlächelnd im November gekündigt habe?
Haben diese sich vielleicht alle zu einer subversiven Gruppe verbündet, um mich mit dieser frontalen Gehirnwäsche mental weich zu klopfen? Was wird sich diese verschworene Viererbande noch einfallen lassen, um mich ihnen schließlich gefügig zu machen? Erschauernd stoppe ich im Lauf, gehe unverdächtig weiter und schaue nervös hinter mich. Bestimmt steht mein Finanzbeamter gut getarnt hinter irgendeinem Strauch und filmt alles für die anderen Verschwörer.
Dann fällt mein Blick auf die letzten beiden Baumnachrichten: „Dich anzuflehen, bei mir zu bleiben“ und „Bis zur Unendlichkeit und zurück“. Hm, klingt so gar nicht nach meinem persönlichen Finanzamtstaliban. Zuviel Gefühl.
Ich atme auf. Ich fühle mich erleichtert. Und auch wieder nicht. Ein verlassener Mensch hat sich entschält, entblößt und den Blick in sein verletztes, liebendes Innerstes freigegeben. Gerne würde ich diesen verzweifelten Menschen treffen, um ihn mit meinen Händen kräftig zu schütteln und ihm Mut zuzusprechen. Niemand sollte jemals einen anderen Menschen um Liebe anflehen, möchte ich dem geheimnisvollen Botschaftenkleber sagen. „Menschen kommen, Menschen gehen, und du kannst sie nicht festhalten“, sagte meine Mutter immer. Und „Sei dankbar für die Zeit, in denen dein Weg der gleiche ist“. Und vielleicht, mit viel Glück, wird der Weg ein sehr langer.
Neon!

52 Gedanken zu „Geheimnisvolle Baumbotschaften

  1. Britta-UE

    Mensch… …“bis zur Unendlichkeit und zurück“… wenn ich mir vorstelle, wie der da Hin- und Herjoggt… stundenlang… womöglich noch im härenen Hemd…. und mit Erbsen in den Schuhen… poetischer kam doch nur Heinrich nach Canossa… ich find’s ja süß, wenn sich Männer so zum Horst machen! :)=)

    Antworten
    1. NeonWilderness

      Wie kommen Sie darauf, dass ein Mann diese Botschaften aufgehängt hat. Nach meiner intuitiven Vermutung macht sowas eher eine Frau; Männer hingegen schmollen und leiden dann lieber.

      Antworten
    2. Britta-UE

      Hmm… urprünglich sagte mir das nur mein Gefühl.
      Je länger ich jetzt aber darüber nachdenke, desto unwahrscheinlicher finde ich, dass eine Frau so extrovertiert und offensiv handeln würde.
      Auch die Nüchternheit der Schrift, die Wortwahl…
      Nein wirklich – ich würde wetten, dass sich ein liebeskranker Mann hinter dieser Aktion verbirgt.

      Antworten
    3. Britta-UE

      Oh! Was mir gerade noch einfällt: Vielleicht sind sie aber auch nur auf Xavier Naidoos Spickzettel gestossen, der sich auf diese Weise müht, beim Joggen den Text eines neuen Stückes zu memorieren?? Hehe…

      Antworten
    4. NeonWilderness

      Sie meinen, eine Frau hätte neben dem Font „Comic Sans MS“ in Pixelgröße 72 noch einige Blümchen und Herzchen dazu gedruckt? Hm, das Argument hat was…

      P.S. Sie können hier alles sagen und schreiben bis auf die Erwähnung von X.N. – beim nächsten Mal geht’s damit sofort nach 117+.

      Antworten
    5. Britta-UE

      Ja, oder? Irgendwie zu ungeschlacht, ungestaltet für eine Frau…

      Und… uups… ich werd’s nicht wiedertun!
      Großes Hausfrauenehrenwort!
      … obwohl ich, seit ich damals irrtümlich „Und wenn mein Glied deine Lippen verläßt“ verstanden habe, diesem unfreiwilligen Blödelbarden auf unerklärliche Weise zugetan bin…
      Öh… und was ist, bitteschön, 117+?? *doofguck*

      Antworten
    6. Britta-UE

      Puh… ich Huhn… gar nicht gesehen, dass da ein Link wohnt…

      Und klar: was reingeht, kommt (will man für das betreffende Mitglied jedenfalls hoffen!) irgendwann auch wieder raus! *nick-nick*

      Antworten
    7. Eugene Faust

      Ich dachte ja ebenfalls gleich an einen Mann und diagnostizierte sofort – „hüftschussmäßig“ und etwas weniger romantisch – einen Stalker. Es gibt natürlich auch Stalkerinnen. :)

      Antworten
    8. NeonWilderness

      @Frau Britta – na ich denke, diese Hoffnung verteilt sich in gleicher Intensität auf beide involvierte Parteien Personen. *g

      @Frau Faust – hm, seltsamerweise habe ich keine Sekunde daran gedacht, dass dies ein Stalker sein könnte. Das ist mir auch zu sehr watzlawickisch gedacht. Als hochemotionaler Skorpion, Freund der tiefen Gefühle und Sympathisant von Baumbeklebern stelle ich mir eher einen verzeifelten Liebenden (OK, es ist wohl ein Mann!) vor, der diese letzte verbleibende Chance hoffnungsvoll nutzt. ;)

      Antworten
    9. Eugene Faust

      watzlawickisch? Meinen Sie damit vielleicht , dass s.E. ein Zuviel des Guten stets ins Böse umschlägt?

      Mein Skorpionaszendent schaut eben gleich in den Abgrund. ;)

      @Britta
      *lol*
      „Nordic Stalking“ – köstlich! :D

      Antworten
    1. Britta-UE

      Sie meinen … … hier war einer der sagenumwobenen „Tree-Hugger“ am Werk? Schier krank vor Sorge, einer (oder gar alle!) seiner Lieblinge könnte die Wurzeln lüpfen und behände den Standort wechseln??
      Dafür würde auch die minimalinvasive Klebetechnik sprechen – ICH nämlich hätte mitleidlos zum Tacker gegriffen…

      Antworten
    2. Britta-UE

      *LOL* WENN seine Patienten noch Herzschmerz empfänden, könnte er sich schlecht so beherzt Zugang mittels Säge, Brecheisen und ähnlichen Instrumenten zu ihnen verschaffen.
      Und wenn Pathologen anfangen, romantisch zu werden, ist es üblicherweise nur noch ein kleiner Schritt zur Nekrophilie!

      Antworten
    3. AiHua

      Ich finde solche Botschaften viel weniger irritiernd als die Leute die ich beim Laufen im Park sehe. Die halten sich an den Händen, in ihrem Kreis ein Baum und schreien ihn an. Und danach umarmen sie ihn auch. Das bringt mich immer wieder beim Laufen aus den Takt!

      Antworten
    4. NeonWilderness

      @AiHua – *g In welchen komischen Wäldern läufst du denn rum? Aber stimmt, ich kenne eine Frau Anfang 40, die hat sich schon einen Baum ausgesucht, unter dem ihre Asche mal vergraben werden soll. Das Aussuchen dauerte lt. eigener Aussage Stunden, weil sie jeden Baum in dem bestattungsfähigen Waldstück umarmte und wohl hoffte, irgendeiner würde zu ihr sprechen, wenn’s der richtige ist.

      Ich glaube, sie geht heute noch regelmäßig „ihren“ Baum besuchen und versucht, eine prä-letale Beziehung aufzubauen. Naja, wenn’s Spaß macht…

      Antworten
    5. NeonWilderness

      @AiHua – diese Baumanschreier und -umarmer – das sind doch bestimmt Zugezogene, nicht? So’n echter Bayer Münchener tut sowas doch nicht, oder?

      @Frau Britta – für €100,- gibt’s jeden Tag was für die Sammelkiste. Copyright, Sie verstehen…

      Antworten
    6. Britta-UE

      Möööh… Der Pathologe kübelt einem die Worte UMSONST vor die Füße!
      Na ja… müßte er sonst vermutlich als hochinfektiöses Material entsorgen lassen…

      Antworten
    7. NeonWilderness

      @Frau Britta – Herr Pathologe macht das ja auch aus Spaß und zur Erlangung rein intrinsischer Erregungszustände. Aus dem gleichen Grund bewerfen sich z.B. tobende Makakenäffchen mit fauligem Obst. Vermuten Sie also nicht zuviel Philantropie dahinter. *s

      Antworten
    8. NeonWilderness

      Sie wollen aber mit aller Gewalt auf den kalten Metalltisch des Herrn P, was? ;)

      Wieauchimmer, ich werde mich jetzt absentieren für’s libanesisch-marokkanisch-irakisch-Kochen. Erst mach ich Humus, dann probier ich mal das Lahmé-Bil-Ajin-Rezept von Frau Kochtopf, dazu marokkanische Köfte und zum Schluss alles mit einem Selbstmördersprenggürtel in die Luft jagen. Das endet also so oder so in explosiven Geschmacksnerven.

      Antworten
    9. AiHua

      Wieso das denn (ich bin auch zugezogen und schreie keine Bäume an und bessere Kuschelpartner kann ich mir auch vorstellen)?

      Wo sollen die denn sonst her kommen, Hippieanien vielleicht? Mir fällt gerade ein, dass hier dieser Lockenkopf her kommt, der schließlich auch heute noch mit seinem Harem zusammen ist und meint, dass wäre eine Befreiung… der umarmt bestimmt auch unschuldige, arme Bäume…

      Antworten
    10. pathologe

      Seit seiner marokkanischen Geschmacksnervenexplosion hoert und liest man gar nichts mehr von Herrn Neon. Das mit dem Hoeren mag indes am Knalltrauma liegen.
      Apropos liegen: einen Tisch haette ich noch frei, in der Ecke. Wer moechte? Etwa ein Baumanschreier? So Baumanschreier findet man ja meist in kanadischen Waeldern. Die schreien dann den Baum in dem Moment an, in welchem er auf sie zufaellt. Zufall halt. Und der Schrei endet dann abrupt. Brauche ich immer einen breiten Tisch fuer sowas.

      Das mit den fauligen Obst, Herr Neon, nehme ich Ihnen jetzt mal uebel. Haetten Sie wenigstens statt Makaken Bonobo geschrieben, dann koennten wir jetzt Spannungen abbauen.

      Antworten
    11. Britta-UE

      Ja ja … … der kanadische Holzphäller und seine schon fast sprichwörtliche Affinität zu Timber-Golf…
      Auf dem Obduktionstisch gewiss kein schöner Anblick – einfach zu cremig im Abgang!
      *beherzt weiter einschleim*

      Antworten
    12. NeonWilderness

      @AiHua – Typen wie Rainer Langhans, die sich mental in ihr esoterisches Überübermorgenland absentiert haben, umarmen ab einem gewissen Alter alles, was ihnen zwischen die Finger kommt. Der wollte ja auch schon kürzlich Gabriele Pauli in sein Harem integrieren – und die hat ja wohl so viel Sexappeal wie ein Vileda Wischmob nach 7 Tagen Dauereinsatz.

      @Herr Pathologe – re Bonobos („Auch das Gewähren sexueller Kontakte zum Nahrungsaustausch ist verbreitet.“): Also „fuck for food“ ist genau mein Ding – für’n erstklassiges Essen können Sie fast alles von mir haben, Herr P (wenn Sie sich noch’n bisschen aufdonnern und zurechtpimpen).

      Oder anders gesagt: Wenn ich mal obduziert werden muss, dann nur von Ihnen!

      @Herr Mahakala – twittern Sie schon wieder in meinem Blog!? *streng guck* Wann bekommen wir endlich Erfolgsmeldungen von der Statistikfront zu hören?

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert