Wie begeht man(n) den Prostata-Tag?

Die Zunahme gesellschaftlicher Respektbezeugungen für Männer in ihren besten Jahren will derzeit nicht abreissen. Zuerst ergab ich mich am 17.5. wohlwollend dem Vatertag – nun streichelt am 22.5. der jüngst eingerichtete Prostata-Tag mein männliches Ego.
Als überzeugter Vater und ausgewiesener Prostatabesitzer nehme ich diese rasante Refokussierung auf Männer als gesellschaftlich wertvolle und vor Krankheit zu bewahrende (weil erhaltungswerte) Spezies mit Freude und sanfter Genugtuung zur Kenntnis.
Doch schon eröffnet sich die nächste Herausforderung: Wie begeht man(n) am besten einen Prostata-Tag? Wie erfüllt man diese neue Möglichkeit der Thematisierung männlicher Inhalte mit Leben?
Wäre es z.B. angemessen, wenn ich in diesem Rahmen zu einem „Tag der offenen Tür“ aufrufe oder könnte das – sagen wir in Köln – falsch verstanden werden?
Erlaube ich protagonistischen und generell neugierig-interessierten Bildungsbürgern beiderlei Geschlechts unter Verwendung wohlgeformten technischen Geräts und in Anlehnung an die allseits verehrte Annie Sprinkle einen Blick auf meine fröhlichrosa-knackfrische Prostata – bzw. was dafür gehalten wird?
Versammle ich meine besten Männerfreunde um mich und ziehe mit Ihnen lautstark und plakativ zum nächsten Proktologen, um für den Sinn regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen zu demonstrieren und schließlich durch eigenes, williges Bücken vorzuleben?
Könnte es für die Männerbewegung hilfreich sein, wenn ich Susan Stahnke bitte, einen Film von meiner feiertäglichen Prostata-Untersuchung für das „Gesundheitsmagazin Praxis“ zu erstellen. Und würde sie sich damit endgültig einen Platz in der Welt medizinisch-unterhaltender Kurzfilme sichern?
Oder wäre soviel Öffentlichkeit kontraproduktiv und würde aufstrebenden Psychologiestudentinnen nur Anlass geben, mir im Rahmen ihrer mitfühlenden Diplomarbeit eindringliche, mit hochgezogener Augenbraue formulierte Fragen ob meiner extrovertierten Prostata-Fixierung zu stellen?
Soll ich also das Risiko eingehen, irgendwann womöglich nur noch mit Plastiktüte über dem Kopf durch ALDI gehen zu können oder lieber den Tag in trauter Zweisamkeit und stiller Verehrung für meine exokrine Drüse verbringen?
Zielführende Ratschläge sind gerne willkommen.
Neon!

19 Gedanken zu „Wie begeht man(n) den Prostata-Tag?

    1. NeonWilderness

      Also ich warte jetzt schon seit drei Stunden und dreiundzwanzig Minuten, dass Sie mich abholen! Wissen Sie denn überhaupt, wo ich warte? Na genauso hab‘ ich mir das gedacht!

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    2. Eugene Faust

      Seit wann macht ein Psychologe Hausbesuche? Natürlich muss der Klient erst einmal in der Praxis stehen, um abgeholt werden zu können. Dann knüpft man meist am letzten Stand an. Ähmm – wo waren wir nochmal stehen geblieben?

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    3. NeonWilderness

      Moment, moment, „I pay for performance only!“, wie mir mal ein Bankmanager bei Vertragsverhandlungen sagte. Bevor ich in Ihre Praxis komme, mich auf Ihre Behandlungsliege lege und Intimes über mein Innenverhältnis zu meiner Prostata preisgebe, möchte ich natürlich die Sicherheit haben, dass Sie uns beiden auch wirklich helfen können, diesen Feiertag friedvoll und sinngebend miteinander zu verbringen.

      Und vorher wird ein „non-disclosure agreement“ unterschrieben! *s

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    4. Eugene Faust

      Sie haben sich wohl verlesen. Bisher sprach ich von Klient und nicht von Kunde. Im Übrigen kann ich sie beunruhigen. Ich habe in etwa so viel Ahnung von Psychotherapie wie mein Hausarzt seit seinem letzten Klinikaufenthalt Ahnung von Gehirnchirurgie hat.

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    5. Eugene Faust

      Zwischen den Extremen Patient und Kunde steht der Klient.

      Wollen Sie mit Ihrer großzügigen Organspende tatsächlich auf lebenserhaltende Funktionen inkl. Steuerung des Sexual- und Fortpflanzungsverhaltens verzichten?

      Schlafen Sie besser nochmal drüber. Gute Nacht.

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    6. NeonWilderness

      Das heißt, die Differenz zwischen Kunde und Klient manifestiert sich in der ersten Beratungsstunde (Probestunde) und der Entscheidung, ob man den Klienten zum Patienten machen will? *g Genauso kenne ich das auch vom Fitness-Studio!

      Obwohl ich eher an eine kleine, finanzielle Spende dachte: als stolzer Träger der Mutter-Theresa-Gedenkplakette 1999 und 2. Vorsitzender des eingetragenen Vereins „Gehirn für alle!“ würde ich mich bereit erklären, ein Teil meiner Hypophyse abzugeben. Ich glaube ich hab eh‘ zu viel Hormone!

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    7. Eugene Faust

      Kommentarschulden sind Ehrenschulden: 1. Fast: Wenn sich herausstellt, dass es sich um einen Kunden handelt („Wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht nass“), empfielt man ihm, sich doch einen weiteren Therapeuten anzuschauen und erzählt etwas von freien Therapieplätzen erst am Sanktnimmerleinstag. Die wollen nämlich nicht wirklich an sich arbeiten. Und die reinen Patienten schickt man am besten eh gleich in die Psychiatrie, wo sie erst einmal notfallmäßig behandelt werden.

      2. Auch bei einer Teilspende besteht die Gefahr, dass Sie zusammen mit Ihrer Gedenkplakette auch gleich Ihren Löffel abgeben können.

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  1. Lo

    Leider verpasst! Ach, was hätte man aus diesem Tag alles machen können:
    z.B.: Freunde einladen zu einem sportlichen Wettpinkeln, wobei es auf Strahlweite, -Höhe und -Dauer ankommt.
    Der Gewinner erhält einen Tropfenfänger.

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    1. NeonWilderness

      Schlangenmann? Aus Gründen physischer Unzulänglichkeit ist es mir leider nicht vergönnt, die Farben meiner eigenen Prostata zu inspizieren. Wenn ich dies könnte, würde ich in der Freak-Show des Zirkus Krone viel Geld verdienen („Neon, der Gummischlangenmann und Selbstproktologe“).

      Ich habe mich stattdessen an den Rotbeige-Tönen Ihrer zerwühlten Bettwäsche orientiert. Womöglich ist Ihre Sympathie für mein derzeitiges Design (was ich meist monatlich wechsele) auf eben diesem Wiedererkennungseffekt Ihrer eigenen Bettwäschefarben zurückzuführen. Ich sage nur: Psychologie ist selbst da, wo wir sie niemals vermutet hätten. ;)

      Neon!

      P.S. Um diesen angenehmen Wiedererkennungseffekt zu bewahren und fortzuschreiben, wäre es sehr sinnvoll, wenn Sie mir ein Bild Ihrer Juli-Bettwäsche senden – allerspätestens, wenn ich gegen Ende Juni das neue Blog-Design vorbereite. Was meinen Sie? *g

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    2. NeonWilderness

      *g Jetzt habe ich Sie durchschaut! Sie wollen, dass mein Blog-Design genauso dunkel, monströs und abschreckend wird wie der von Madame Araxe. Nein, nein, nein, ich finde, meine Blogbesucher haben Farbigeres für ihre Augen verdient. Soweit werde ich Ihrer Bettwäsche nicht entgegenkommen!

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    3. Petra (Gast)

      St. Pauli Bettwäsche ist mit fast nichts zu toppen… Naja, aber nur eben fast. Schlimmer gibt`s eben doch immer… Aber selbst dort gibt`s noch manche vorzeigbare. Aber das…hahahahahaha

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    4. NeonWilderness

      Nach ausgiebigen Tests kann ich außerdem verraten, dass St.Pauli Boxershorts, insbesondere in direkter Kombination mit St.Pauli Bettwäsche, gerade bei Frauen oft zu traumatischen Erlebnissen führen, die einem erfüllten Liebesleben eher abträglich sind. Dann lieber Garnitur „Rudolph“!

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