Archiv für den Monat: Juli 2008

Unfassbare Geschichtsblasphemie

A great man

Ist das so etwas wie ungeheuerliche, unakzeptable Geschichtsblasphemie, wenn man mit Erfolg vorschlägt, den kleinen Stoff-Spielbären des Hundes ab sofort „Stauffenberg“ zu nennen, weil ihm ein (rechter abgebissener) Arm und ein (linkes nicht vorhandenes) Auge fehlt!? 20. Juli hin oder her – als ich den kleinen Stauffenberg das einarmige Bärchen so apportiert vor mir liegen sah, fiel mir einfach kein anderer besserer Name ein.
P.S. „Ja hol‘ den Stauffenberg!“ funktioniert übrigens auch schon prima.
P.P.S. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen, dass ich im Mo mental derangiert bin. Und dass ich daneben selbstverständlich alles über den deutschen Widerstand gelesen habe. Und dass es mehr Möglichkeiten geben müsste, Männer wie von Tresckow, Bonhoeffer, Canaris, Goerdeler, Olbricht, und von Witzleben im täglichen Leben präsent und gegenwärtig zu machen.
Neon!

Junge Lippenbekenntnisse

Lippenbekenntnisse

Vielleicht blitzt diese Erinnerung durch mein Gehirn, weil es heute so heiß war. Es ist schon einige Zeit her, als ein Freund diese Ausbildung bei einem bekannten Düsseldorfer Textil-Familienunternehmen begann. Oft beklagte er damals, es sei eine harte Ausbildung. Er sagte „Wenn du eine Filiale leiten willst, musst du alles im Haus kennen.“. Und dass sie einen in alle Abteilungen schickten. Und manchmal auch tiefer unter das Haus, als feine, subtile Strafe, wenn du etwas nicht gut gemacht hast. Tief hinunter in eine andere Welt, dort, wo es nicht mehr sauber und adrett herging und die Verkäuferinnen keine schwarzen, knielangen Röcke mit weißen, gestärkten Blusen mehr trugen. Dorthin, wo du ganz alleine warst, mit der Schaufel, und dem Dreck.
Er rief mich an und fragte, ob ich ihn besuchen wolle. Eine unterdrückte Aufregung flatterte in seiner Stimme, so, als wolle er mich in ein großes Geheimnis einweihen. Ich war 17 und das Vibrato in seiner Stimme macht mich neugierig. Er schien irgendetwas entdeckt zu haben in dieser anderen Welt, das sehr aufregend sein musste.
Er redete kaum, als ich ankam. Wortlos nahm er mich beiseite, führte mich in die Unterwelt, ein paar Treppen hinunter, durch einige Türen hindurch, bis wir schließlich unter dem Eingang der Filiale standen. Wenn man nach oben blickte, sah man Tageslicht und ein riesiges Trittrost über das Unmengen von Käuferbeinen in die Filiale hasteten. Eigentlich hatte er den Auftrag, den angesammelten Dreck unter dem Rost zu entfernen. Unmengen von Zigarettenkippen, Kaugummiresten und Papierchen warteten dort darauf, mit einer Schaufel entsorgt zu werden. Es war heiß hier unten. Kein Ort, wo man sich länger aufhalten mochte.
„Nun schau doch!“, flüsterte er, während er nach oben sah, die Zigarettenkippen und seinen eigentlichen Strafauftrag ignorierend. Also blickte ich länger nach oben und erkannte plötzlich, was er meinte. 1, 4, 7, 11, Dutzende von Frauen gingen über das Rost – und sie hatten keinen Slip an. Mein erstaunter Blick traf seine Augen, und er nickte mir bestätigend zu. Niemand wagte, auch nur ein Wort zu sagen. In ungläubiger, stiller Begeisterung führte ich im Kopf eine Strichliste über die wievielte Frau, die im Rock und ohne Höschen in die Textilfiliale eilte, um eines der vielen Sonderangebote zu ergattern.
„Kannst du mir einen Job besorgen in den Sommerferien?“, flüstere ich, den Blick nicht eine Sekunde abwendend vom heiligen Gitterrost mit den göttlichen Einblicken. „Ich versuch’s“, haucht er zurück, während die Lippen von Frau Nummer #41 über den Rost schweben.
Leider hat es nie geklappt mit einem Ferienjob unter dem Filialeintrittsrost. Aber ich habe das nie bedauert, denn ich kenne nun das Geheimnis – ja, ich habe die Wahrheit gesehen. Und weiß seitdem, was Frauen bei höheren Temperaturen als erstes weglassen.
Neon!

Neu: Dinge, die gut sind

The 117+ experience

Heute ist es Zeit für eine neue Rubrik. Ein Mann mit meiner Erfahrung, meiner über alle Zweifel erhabenen Entscheidungs- und Geschmackssicherheit sowie meiner durchaus irgendwo stark empfundenen Liebe zu meinen Mitmenschen sollte eines Tages beginnen, sein gesammeltes Wissen weiter zu geben.
So möchte ich heute beginnen, Dinge auszusprechen, die ich gut finde, in der Hoffnung, dass andere Menschen, die einst in eine ähnliche Lage geraten, sich an meinen guten Rat erinnern und in sanfter Ergriffenheit flüstern werden: „Ja, der Mann hat es vor uns gewusst, und bei Gott, er hat uns vorher völlig selbstlos gesagt, was uns erwartet, und Teufel nochmal, es war gut, diese entscheidungs- und geschmackssichere Meinung zu lesen und auf sie zu hören!“.
Und so ist es nun Zeit für die erste große, ja, ich möchte sagen, nicht unwichtigste Erkenntnis in meinem Leben: „Ich, Neon, finde gut, dass, egal, was man schreibt, man aus 117+ nicht mehr rausfliegen kann.“.
Diesen elementaren Satz sollte jeder kritische Geist für sich reflektieren, weil es so ein unglaublich gutes Gefühl erzeugt. Auch für dich Querdenker gibt es endlich einen Ort, an dem du bleiben kannst. An dem dein geistiges Gut nicht mehr entsorgt wird. An dem du sein darfst, wie du wirklich bist. An dem keine Roberta Mugabe kommt und dich wegen eines schnöden „Olé Olé Olé“ oder deiner Verehrung für „Tokio Hotel“ in den Blog der Verdammnis und Vergessenheit auslagert. Denn du bist bereits da. Du bist bereits angekommen.
117+, er lebe hoch, hoch, hoch!
Neon!