Wie Herr Neon Liebe stiftet

Es ist meine Bestimmung, Liebe zu stiften. Das weiß ich jetzt ganz sicher. An diesem Wochenende traf mich diese angenehme Selbsterkenntnis wie ein Keulenschlag. Wie so oft schlendere ich mit meinem Kampf-Labbi der Chuck-Norris-Klasse entlang einer geteerten Straße auf dem Weg in die Rheinwiesen, als ich einer suizidären Weinbergschnecke gewahr werde, welche sich, die tödliche Gefahr grob fahrlässig ignorierend, bereits 30cm zur heroischen Überquerung des breiten Asphalts aufgemacht hat.
Mit freundlichem Gruß übersteige ich das Tier und sympathisiere zunächst still mit dessen Beispiel gebender Risikotoleranz und Zielstrebigkeit. Und doch lässt mich das Ergebnis ihrer parallel errechneten Überlebenswahrscheinlichkeit abrupt innehalten. Das nächste Auto wird Schnecke samt aufliegendem Eigenheim pulverisieren und dabei Geräusche machen, die ich noch 500m weiter mit Abscheu würde vernehmen müssen.
„Leben sollst du!“, sage ich – etwas theatralisch – zur Schnecke gewandt und lasse sie wie ein Zeppelin an meinen Fingern zur anderen Straßenseite gleiten. Nach der sicheren Landung höre ich sie das erste Mal erleichtert seufzen.
Ich pfeife nach Chuck Norris, der sich gerade mit Brennnesseln die Nasenlöcher reinigt und setze den Weg fort. 20m weiter treffen wir überraschend auf die nächste Schnecke. „Single?“, frage ich die Schnecke. Sie nickt unmerklich. „Ich hab da vielleicht was für dich“, zwinkere ich Schnecke-2 zu, klemme ihr Schneckenhaus für den Zeppelinflug zwischen Daumen und Zeigefinger, laufe 20m zurück und setze sie direkt neben Schnecke-1 ab. Beide seufzen erleichtert und schauen dankbar. Ich fühle mich gut.
Während ich nachhaltige Beziehungen stifte, übt Chuck Norris gerade Tauchen in einem verschlammten Abwasserfluss. Leider wird dafür kein Zeppelin kommen, ihn aus dem dickschwarzen Matsch heben und mit ihm durch eine vollautomatische Waschstraße (inkl. Trockengebläse) fliegen. Egal, wenn man an einem Tag zwei Schnecken glücklich gemacht hat, kann einen das auch nicht mehr runterziehen.
Neon!

32 Gedanken zu „Wie Herr Neon Liebe stiftet

    1. Freni (Gast)

      … …ich dachte ich hätte alle leser+kommentatoren erfolgreich vergrault *g

      nee, mal im ernst. ich bin in den letzten wochen fast durchgedreht weil ich soviel lernen musste. da war die blogschließung sicher so eine art eigenschutz.

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    1. NeonWilderness

      @Frau Monsterkeks – na ich fischte Chuck Norris aus dem schwarzen Schlamm und er musste sich zur Strafe von allen uns entgegen kommenden Hunden verächtliche Blicke zuwerfen lassen, weil er aussah, als hätte er schwarze Strapse an (das war ihm sichtlich peinlich). Später habe ich ihn mit einem Gartenschlauch vom groben Dreck befreit, wobei er sich dann vorkommt wie ein Panzergrenadier und dazu politisch unkorrekte Wehrmachtslieder anstimmt. Muss ich ihm auch mal irgendwann abgewöhnen.

      @Frau Araxe – Ihr Sinn für Romantik, Tierliebe und gutes Essen in Schalen gefällt mir.

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    2. NeonWilderness

      Frau Keks, die Fortsetzung der Schneckenliebe wurde mir – wie soll ich es ausdrücken – zu schleimig. Ich habe mich dann diskret zurückgezogen. Das Seufzen ging aber eindeutig weiter…

      Und natürlich ist Chuck Norris ein Mädchen. Das kennt man ja schon aus den Filmen!

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    1. pathologe

      Jetzt kann ich mir bildlich vorstellen, was es bedeutet, wenn Herr Mahakala im Schneckentempo durch den Wald rennt.

      (Schneckentempo = ein Schneuztuch fuer Weichtiere?)

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    2. NeonWilderness

      Wo auf den Pumps die Schnecken stecken,
      gar schwer des Läufers Bein und Becken,
      Herr M bemüht sich, Luft zu fassen,
      hätt er die Pumps doch weggelassen,
      doch jetzt ist es dafür zu spät,
      und jegliche Mobilität
      erstirbt in einem harten Knall,
      die Schnecken brachten ihn zu Fall.

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    3. Mahakala

      In diesem Fall möchte ich mich selber zitieren:

      „Ich bin im Kriechgang an denen vorbeigelaufen!“

      Aber, Herr Neon, wenn Sie mal was in Print veröffentlichen sollten, hätte ich gerne ein signiertes Exemplar.

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    4. NeonWilderness

      Ja gerne, ich plane gerade ein Drama in Tagebuchform über einen Mann, der aus Köln in die ländliche Einöde Süddeutschlands verschlagen wird, dort unverschuldet in die RTL Verwertungskette (Bauer sucht Frau –> Schwiegertochter gesucht –> Einsatz in 4 Wänden –> Raus aus den Schulden –> Endlich wieder Arbeit –> Familien im Brennpunkt) gerät und schließlich depressiv in einer hamburgischen Kühltruhe mit Sichtfenster endet. *g

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    5. NeonWilderness

      @Herr Pathologe – daumenschraubengepresst? Das müssen wir aber schneiden in der Verfilmung, sonst geht das nicht unter FSK12 durch.

      @Herr Mahakala – kann es sein, dass Sie in letzter Zeit an Atemnot leiden? Bei Frau Araxe waren Sie auch schon so kurzatmig.

      Apropos Atemnot: Anlässlich des Hochzeitstages meiner Eltern und einer Spontanabzählung der Monate zwischen diesem und meinem Geburtsmonat musste ich feststellen, dass ich ein 6-Monatskind bin!!! I AM SHOCKED! Immerhin habe ich also schon damals Liebe gestiftet. *atemnot*

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    6. Mahakala

      Hallo Herr ich-poste-nur-alle-paar-Wochen-mal-was-in-mein-Blog,
      ich habe soeben die – Marmelade ist es ja wohl eher nicht – , also das Gelee probiert und muss sagen, ich bin angenehm überrascht!
      Schmeckt leicht nach Lebkuchen mit einem klitzekleinen bitteren Beigeschmack, von der Konsistenz her für meinen Geschmack etwas zu fest aber alles in allem durchaus gelungen.
      Ich ordere hiermit für die nächste Prüfung ( September) ein weiteres Glas, aber von anderer Sorte.
      Muchas gracias!

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    7. NeonWilderness

      @Herr Mahakala – nach neuesten wissenschaftlichen Studien empfinden Zweimonatskinder tendenziell alles was sie essen als von zu fester Konsistenz. Das kommt daher, dass sie sich auch jenseits der Erwachsenengrenze am liebsten von püriertem HIPP Gemüserisotto mit BIO-Hühnchenbällchen (stuhlregulierend) ernähren.

      Außerdem schrieb ich ja bereits in meinem der Sendung beiliegenden Geleeeinführungsschreiben, dass die gekochten Quitten aufgrund des hohen Pektinanteils überraschend brachial gelierten, was selbst mich als langjährigen, unerhört versierten und sonst durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Marmeladeneinkochexperten deutlich überraschte.

      Und was meinen Sie, warum Sie überhaupt ein Glas bekommen haben? Klar, weil ich natürlich selbst keinen Bock habe, das harte Zeuch stundenlang aufs Frühstückbrot zu verteilen. So!

      Bis September brauchen Sie nicht mehr warten. Die Vorräte gehen rapide zur Neige. Nächste Woche ist wieder Showtime, tendenziell Richtung Erdbeer-/Rharbarbermarmelade. Streichzart!

      @Freni – bitte keinen subtilen Versuche, mir noch ein Glas herauszuleiern! *g

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