Das verlorene Recht auf schwarze Strümpfe

Heute Abend, auf einer harten Bodenmatte meines Fiti-Clubs, inmitten einer 45-sekündigen Trainingspause der Bauchmuskelanspannsitupübung (unter Verwendung eines dafür zweckdienlichen Bauchmuskelanspannsitupgeräts), drängte sich hart und unerbittlich eine Frage in mein Hirn, nahm gänzlich von ihm Besitz und führte es gnadenlos zu der niederschmetternden und erschütternden Erkenntnis, dass die Welt im Allgemeinen und die Gesellschaft im Speziellen sehr ungerecht sind.
Denn warum sonst sollte ein- und dieselbe Handlung bei Menschen z.B. unterschiedlichen Geschlechts gesellschaftlich so gänzlich unterschiedlich gesehen und beurteilt werden? Warum sollte denn der eine nicht auch tun dürfen, was der andere ganz selbstverständlich ohne Repression auszuüben beliebt? Warum also, so frage ich, können Frauen, ja sollen Frauen, ihre schwarzen Strümpfe beim Sex anbehalten, während, wenn wir Männer diese Absicht leise und mit äußerster Vorsicht kundtun, wir damit rechnen müssen, vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen grober Verletzung der Menschenwürde verklagt (und verurteilt) zu werden.
Ich weiß, viele Männer werden jetzt leise seufzen und in eine von zustimmendem Kopfnicken begleitete, tiefe Traurigkeit fallen. Liebe geschundene Männer, auch ich musste einst diese harte Lektion des Lebens von einer klugen, wenngleich unerbittlichen Blondine lernen, welche, skandalöserweise selbst schwarze Strümpfe tragend, mir zunächst näheren körperlichen Zugang mit hochgezogenen Augenbrauen und den klirrenden Worten „Erst die Socken!“ verwehrte. Und ich, wie wahrscheinlich auch ihr, meine lieben Sockensklaven, lernte schnell.
Ich weiß nicht, warum es mich gerade heute, so kurz nach dem Girls Day, überkam. Ich denke, es ist ein Zeichen dafür, wie tief die Narben sind, die diese erniedrigende Ungleichbehandlung in meine Seele geschlagen hat, an denen ich noch heute herumlaboriere. Ich bin sicher, Eure mitfühlenden Kommentare werden mir Mut machen, endlich mit diesem schlimmen Erlebnis fertig zu werden.
Neon!

25 Gedanken zu „Das verlorene Recht auf schwarze Strümpfe

    1. NeonWilderness

      Herr Pathologe – leider ist mein Lebensmotto „Innovate, don’t imitate!“. Das verhindert automatisch, genauso aussehen zu wollen wie ein bestrumpfter Partner. Außerdem gestehe ich neidlos zu, dass diese Art von Beinkleid Frauenbeinen wesentlich besser steht. Es hat nur einen bedingt skurrilen Charme, wenn dunkelblonde Beinhaare durch schwarzes Nylon stechen.

      Obwohl ich nicht weiß, ob SIE am Ende auf sowas stehen!?

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    2. pathologe

      Dann allerdings hautfarben, Herr Neon. Es empfiehlt sich entweder Wanderdüne oder Eisbärpoloch als Farbnuance. Damit Ihr Wadenwald nicht so hervorstechend wirkt

      Mein Hauptaugenmerk richtet sich beim Gefallen dann doch eher auf die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale des Gegenüber, soweit dieser über eine XX-Chromosomierung verfügt. Anderes fällt aus meinem Raster.

      [edit: Herr Neon, können Sie und Herr Mahakala mir das mit den X und Y-Chromosomen bei unserem wöchentlichen Swingerclubtreffen noch einmal genauer erklären?]

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    3. NeonWilderness

      Aha, Sie gehören als zu diesen schubbeligen Typen, die einem unter der Dusche immer auf’s Gemächt gucken!

      [Edit: Gut, dass Sie das mit dem XY-Chromosomen noch auf XX korrigiert haben. Herr Mahakala und ich wollten schon gerade unser nächstes Treffen im Berliner „Zügellos“ canceln!]

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  1. rinpotsche

    Sie sprechen von engem, nichtblickdichtem Beinkleid? Solcherart Strümpfe über den Kopf gezogen können durchaus ihren Reiz haben. Wenn’s allzublöd aussieht, dann den zweiten einfach drüber.

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    1. NeonWilderness

      Frau Rinpotsche – mit der mir eigenen Bescheidenheit möchte ich jetzt nicht behaupten, sofort für den Zwillingsbruder von Brad Pitt gehalten zu werden, allerdings auch nicht für den von Karl Dall. Will sagen, ich brauche meine uneingeschränkte Tages-, Neon- und Kerzenlichttauglichkeit nicht hinter einer Doppellage blickdichter Nylons zu verstecken! ;)

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    2. rinpotsche

      Es gibt da so Tage, an denen die Nagelstudios für’s Gesicht zu haben…war nur ein Vorschlag, wenn doch mal aus der Pidbrettdellenkarl-Skala hinten rausgeplumst wurde.

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    3. NeonWilderness

      Stehen Sie eigentlich irgendwie mit Herrn Pathologen in direkter genetischer Verbindung? Der leidet nämlich auch oft an den schrecklichen Bildern, Phantasien und Schreckensszenarien in seinem Kopf. *g

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    4. pathologe

      Der Vorschlag von Frau Rinpotsche, die übrigens weder mit mir verwandt noch verschwägert ist, geschweige denn kennen wir uns, birgt einen gewissen Reiz beim nächsten Bankbesuch. Sofern man aufgrund der Blickdichtheit nicht gegen das bodenhohe Fenster klatscht, wenn man die Glasschiebetür nur marginal verfehlt.

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    5. rinpotsche

      Wenn ich zur halbseidenen Diskussion noch was einwerfen dürfte, nämlich dass Pathologe eigentlich die Kurzform von Papathologe ist, und das Warten auf Patienten nichts anderes als eine Scheinschwangerschaft. Darüberhinaus ist diese Behauptung sowieso haltlos, da ich wo ganz anderes wohne.

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    6. NeonWilderness

      Ich gehe davon aus, dass Herr Pathologe in Qatar geheime Techniken entwickelt hat, die ihm die Verbreitung seiner DNA über große Distanzen möglich macht. Das funktioniert so ähnlich wie die mexikanische Schweinegrippe. Oder anders gesagt: Bei ihm können Sie nirgendwo sicher vor einer Scheinschwangerschaft sein.

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    1. NeonWilderness

      Herr Mahakala – was genau haben Sie an meiner ausdrücklichen Bitte um „mitfühlende Kommentare“ nicht verstanden? Außerdem haben Sie mich noch nie nackt in meinen stilvollen rosa-gelben Burlington-Socken im bettfertigen Casuallook gesehen. Sie würden sabbern wie Fräulein Caliente bei Erdbeer/Rhabarber-Marmelade!

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