Nächtliche Erdbeer/Rhabarber-Orgie

Gekaufte Marmelade hat bei mir einen ähnlichen Stellenwert wie eine fiese Streptokokkenangina. Seit Jahren habe ich keine industriell hergestellte Marmelade mehr gegessen. Irgendwann habe ich entschieden, mir dieses zusammengepanschte, zu Quantenteilchen zerkochte, vor Zucker stehende Chemieaggregat, welches meist nur noch rudimentäre Bestandteile von Frucht enthält, nicht mehr anzutun.
Selbst die Konfitüren, die angeblich besonders hohe Fruchtanteile haben sollen, schmecken so künstlich als hätte man gerade 2 Stunden an einem Kautschukreifen mit Erdbeersirupgeschmack gelutscht – nicht zu reden von den ganzen E-Stoffen, Säuerungs-, Gelier- und Verdickungsmitteln, deren immer neue Kombinationen wahrscheinlich immer gut für einen netten Allergieschub sind.
Das bedrückende Gefühl, keine selbstgemachte Marmelade mehr zu haben, kann also nur ein Raucher nachvollziehen, der gerade merkt, dass ihm die Zigaretten ausgegangen sind. Man schafft entweder schnell Ersatz oder man hat 4 Stunden später einen Nervenzusammenbruch oder bringt jemanden um.
Ungefähr so muss man sich meine Situation gestern Abend gegen 19:30 Uhr vorstellen. Nicht gut. Gar nicht gut. Also rauf auf den MINI und in Lichtgeschwindigkeit zu ALDI zwecks umfangreicher Akquisition der halben Obstauslage kurz vor Ladenschließung. Später, reichlich nach den Tagesthemen, war dann Show-Time:
– 4x Erdbeer/Rhabarber/Whiskey
– 4x Erdbeer/Rhabarber/Rum
– 4x Erdbeer/Rhabarber/Pflaume/Ingwer/Rum
– 4x Mango/Rhabarber/Whiskey
– 2x Brandflecken von heißer Marmelade auf dem rechten Daumen
Ich denk, das reicht jetzt erst mal wieder für ein paar Tage. Und um 2 Uhr nachts war die Küche auch wieder vorzeigbar. Und das Frühstück war genial göttlich!
Neon!

25 Gedanken zu „Nächtliche Erdbeer/Rhabarber-Orgie

  1. Freni (Gast)

    Ich würde ohne meine selbstgemachte Himbeermarmelade sterben. Und natürlich ess‘ ich die ohne Alkohol, Master Neon *g

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    1. NeonWilderness

      Naja, bei der von mir präferierten 1:2 Mischung kommen etwa 500g Gelierzucker auf etwas mehr als 1 kg Frucht plus den Saft 1 Zitrone. Die 4cl Whiskey oder Rum oder Calvados (oder was sonst gut zur Mischung passt) sorgen da mengenmäßig nur für eine aromatische Abrundung, zumal der Alkohol selbst mehr oder weniger sofort verfliegt wenn er in den heißen Fruchtbrei kommt.

      Himbeer ist nicht schlecht, finde ich aber alleine etwas langweilig, weil von der Frucht her schon sehr süß. Spannender ist es, wenn 2 oder mehr Früchte zusammenkommen, die eher entgegengesetzte Merkmale haben, z.B. Mango (süßlich) und Rhabarber (säuerlich). Das ist dann morgens ein interessantes Yin und Yang für die Zunge.

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    2. Freni (Gast)

      Ich wiege weder die Himbeeren noch den Zucker, Neon *g In die Himbeeren lass‘ ich ganz sanft etwas Zucker rieseln. Ich zähle die Kristalle nicht ab, ehrlich ;-)

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    3. NeonWilderness

      Das muss man auch nur, wenn man den Anspruch hat, wirkliche Marmelade machen zu wollen, liebe Freni. Dazu würde ich diesen Himbeer-Smoothie-Verschnitt auch nicht unbedingt zählen. ;-P

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    1. NeonWilderness

      In Italien gibt’s doch bestimmt auch jede Menge sonnengereifter (ach ne, bei Ihnen regnet es ja nur, giggel) leckerer Früchte. Einfach mal selbst probieren, wo Sie doch eh nur gelangweilt zuhause rumsitzen. *g

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    1. NeonWilderness

      Was genau macht Sie da sprachlos? Was meinen Sie, was erst los ist, wenn ich verrate, dass ich demnächst auch Haselnussbäume in von peruanischen Ureinwohnern gewaltfrei getöpferten Tonkrügen aufziehe, um daraus Nutella zu gewinnen, in welcher sich Frau Caliente jeden Tag wälzen kann?

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    2. Susan_

      Die exzessive Lust an der Verarbeitung von Nahrungsmitteln natürlich ;-) Ja und in Bezug auf die Haselnußbäume in den gewaltfrei getöferten Tonkrügen zur Weiterverarbeitung auf Damenkörpern würde ich verzückt ausstoßen: Ooooh, ein LOHA!
      :-) Sie bewegen sich ausgesprochen im Trend, stelle ich fest!

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    3. NeonWilderness

      Frau Susan_Unterstrich – ich würde mich da eher als LOHESPIBASWIN sehen, also mehr als ein typischer Vertreter der „Lifestyle of Health, Sustainability, Pineapple Bast Skirts And Women in Nutella“ Generation. Wie Sie schon am Namen erkennen, sind wir stets um Win-Win bemüht, gerne auch am Boden wälzend.

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