Eichelregen und Bucheckernmonsun

In herbstlichen Zeiten wie diesen muss man immer damit rechnen, dass sich die fallenden Eicheln einen Spaß daraus machen, unschuldige Waldläufer exakt auf die Mitte ihrer Schädeldecke zu treffen. Spätestens beim dritten Treffer vermuten auch ansonsten nicht paranoide Zeitgenossen, dass sich oben in den Baumwipfeln irgendjemand heimlich durch die Äste schwingt und uns gelegentlich aus niederen Beweggründen bewirft. Ich zumindest war bislang fest davon überzeugt.
Gestern jedoch bekam ich erste Zweifel an dieser These. Je tiefer ich nämlich in den Herbstwald eintauchte, desto stärker wurde ein seltsames Geräusch, das zuerst klang wie ein sanft beginnender Floridaregen. Vereinzelte dumpfe Einschläge auf weichem Waldboden, abgelöst durch kecke Klock-klock-klocks von über Baumstamm-Bande spielenden Nussfrüchten, gefolgt von einem immer stärker werdenden Surren, Rauschen und geheimnisvollen Prasseln.
Es war nicht der ganze Wald. Bei weitem nicht. Aber eine bestimmte, verschworene Gruppe von Bäumen hatte beschlossen, dass es Zeit wäre für das große Rauschen. Alles war präzise geplant. Einer fing an und gab das Zeichen. Und wie in einer langgezogenen Welle setzen sich um dieses Zentrum herum die Bäume in Bewegung, ächzten kurz, streckten sich durch, schüttelten sich und ließen dann auf Kommando ihre Eicheln und Bucheckern fallen.
15 Minuten dauerte der plötzliche Eichelregen und Bucheckernmonsun. Dann wurde es stiller. „Eicheln Stop!“ rief ich vorlaut dem Kommandobaum zu. Der Wald verstummte. „Und da sagt man immer, Mensch und Natur verstehen sich nicht“, dachte ich und wandte der Kommandoeiche den Rücken zu. Dann bekam ich die vierte Eichel auf den Kopf. Ich denke, Eichen sind nicht sehr empfänglich für Ironie.
Neon!

49 Gedanken zu „Eichelregen und Bucheckernmonsun

    1. NeonWilderness

      Herr Mahakala! Denken Sie bitte nochmal über den Abschnitt „Mensch und Natur“ nach und versuchen Sie, sich dabei Tiere vorzustellen, deren Poren sich noch nicht bei 160 Grad in der Grillpfanne geschlossen haben.

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    2. NeonWilderness

      Herrje, ich wollte Ihnen nur eine für Sie verständliche Erklärung dafür geben, dass sich beim Anbraten Proteinbestandteile mit Zuckermolekülen verbinden und damit den Austritt von Flüssigkeit verhindern. Jetzt machen Sie mal hier nicht auf Jamie Oliver, Sie Fast Food König!

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    3. NeonWilderness

      Pah! Man nennt das „Verfeinern“, Sie Analog-Koch! Aber wie soll man das jemandem erklären, der sich in seiner erschütternden Welt der Convenience-Produkte unsterblich in Ersatzkäse, Formvorderschinken und Press-Surimi verliebt hat. Sie fleischgewordener Geschmacksverstärker!

      @Frau rinpotsche – bei Herrn Mahakala aber nicht! *s

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    4. Mahakala

      Jetzt kommen Sie mal wieder auf den Teppich, oder haben die Kollegen Ihnen wieder Ihr Microwellen-Königsberger-Klopse-Fertig-Menue aus der Teeküche gemopst?

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    1. rinpotsche

      Es war ein persönlich zu nehmender Angriff, eindeutig ausgelöst durch die Markierung meines, in diesem Fall zu tadelnden, Hundes. Kastanien mit Hülle bleiben aber besser stecken.

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    2. NeonWilderness

      Ich bitte Sie, Frau rinpotsche! Hunde (!) fangen bei mir ab 50cm Höhe, 80cm Länge und min. 25kg Lebendgewicht an. Alles darunter gehört zu einem Tierstamm, für den man noch keinen besseren Namen als „Fußhupe“ gefunden hat.

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    3. NeonWilderness

      Beim Drauftreten werden sie ja auch wieder breiter und länger, aber kommen trotzdem nie an ihre Traummaße eingebildeten Maße heran.

      Stimmt! Die kleinsten sind in völliger Selbstüberschätzung natürlich auch immer am frechsten und lautesten. Und es soll ja Halter geben, die haben nur solche Fußhupen! *tuschel+auf Frau Keks schiel*

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