Archiv der Kategorie: Entgleisungen

Auf dem Weg zum Emir

Also eigentlich habe ich gar keine Zeit für dieses Posting. Ich bin nämlich auf dem Weg zum Emir! Das mal vorab! Und dieser ständige Druck von Blogabonnenten nach einem neuen Beitrag – da fühlt man sich schon irgendwann als Opfer. Letztlich gibt es doch auch Persönlichkeitsrechte, ja auch Menschenrechte, selbst für Twoday-Blogger und auch deren Freunde, deren Abonnenten; und ich möchte nicht Blogger auf einer Plattform sein, wo man nicht mal einen Tag nichts schreiben kann. Das will ich auch mal sagen!
Ehrlich, ich habe in keinem Moment ernsthaft über einen Rücktritt von meinen Blogverantwortlichkeiten nachgedacht. Ich nehme diese Verantwortung gerne wahr, ich habe sie vor über fünf Jahren übernommen und ich möchte nach weiteren fünf Jahren eine Bilanz vorlegen, dass ich ein guter, erfolgreicher Blogger war; ich mache das nämlich mit Freude und aus Überzeugung und weiß, dass ich hier und auf anderen Blogs nichts Unrechtes getan habe. Selbstverständlich war auch nicht alles richtig, was ich getan habe, denn ich war auch oft in 117+, das gebe ich gerne zu.
Aber ich habe die ganzen Jahre viel Unterstützung von meinen Lesern und Leserinnen, meinen Freunden und Abonnenten erhalten. Klar, ich muss mein Verhältnis zu meinem Blog neu überdenken, neu ordnen, anders mit dem Medium umgehen. Vielleicht muss man die Situation auch menschlich verstehen. Wenn man zehn Termine am Tag hat, und Kunden, und Friseur, und Pediküre und alles, und erfährt, dass Dinge während dieser Zeit auf anderen Blogs veröffentlicht werden, wo man mit Unwahrheit in Verbindung, wo man letztlich doch wieder in 117+ endet, dann muss man sich auch mal vor sich selbst stellen dürfen. Das wiederum ist menschlich, aber man muss eben als Blogger die Dinge so im Griff haben, dass einem das eben nicht passiert. Und trotzdem ist man Mensch, und man macht Fehler.
Wir müssen auch aufpassen, dass überhaupt noch Menschen bereit sind, sich dieser Sache – auch im Internet, wenn Sie da sehen, was da über mich auf anderen Blogs alles verbreitet wird an wilden Phantasien -, dann kann ich nur sagen, da müssen wir doch auch sehen, dass solche Menschen wie ich noch bereit sind, sich der Öffentlichkeit zu stellen, in die Öffentlichkeit zu gehen.
Eines möchte ich hier ganz klar feststellen: ich habe nie versucht, einen anderen Blogbeitrag zu verhindern! Und in Bezug auf mein Blog habe ich nur darum gebeten, einmal den ein oder anderen Tag abzuwarten, bis ich die Zeit habe, wieder etwas zu schreiben. Übrigens, wenn jemand bei mir übernachtet, nehme ich ihm/ihr immer 150 EUR ab, auch Freunden und Abonnenten, das sind ganz normale, übliche Konditionen.
Leute, ich habe ein nachhaltiges Interesse an meinem Blog, es voranzubringen. Und ich erwarte jetzt auch von allen die Kraft und Disziplin, uns nicht gegenseitig die Blogs vollzuwulffen. Denn es kommen schwierige Zeiten auf uns zu. Und da braucht es eben auch problemgeläuterte Twoday-Blogger wie uns, die sich diesen Aufgaben zuwenden können.
So, jetzt muss ich aber wirklich zum Emir!
Neon!

Gefährlicher Frauentauschhandel

Kürzlich las ich, dass 65% aller Frauen leichten Herzens zehn IQ-Punkte abgeben würden, wenn sie dafür einen gefühlten oder tatsächlichen Schönheitsmakel ausgleichen könnten: 32% wünschten sich eine Kleidergröße weniger, 29% größere Brüste, 21% längere Beine, 18% entschieden sich für weniger Falten. Hochbegabte Mensaclub-Mitgliederinnen könnten gleich mehrfach zugreifen und sich für schlappe 40 IQ-Punkte runderneuern – andere würde vielleicht die Angst umtreiben, dass ihr IQ anschließend ins Negative saldiert und sie doof wie ein Stück Nutellabrot zurücklässt. Wo läge wohl der tatsächliche Grenznutzen eines Tausches von IQ-Punkten gegen Attraktivität? Wie viele Punkte darf Frau maximal hingeben, damit sie nachher nicht redet wie Heidi Klum oder Lindsay Lohan?
Diese Überlegungen sind rein hypothetischer Natur – dachte ich zumindest, bis ich letzte Woche den Fuß mal wieder in das Fitti meines Vertrauens setzte. Jetzt weiß ich: Das Tauschszenario ist kein Hirngespinst einer plappernden Frauenzeitschrift, sondern bereits in vollem Gange! Die Uschi ist der lebendige Beweis, dass exzessives Tauschen in einem tragischen Desaster endet. Ich fürchte nämlich, die Uschi hat bei erster Gelegenheit alles an IQ hergegeben, was sie im Portfolio hatte. Nicht, dass das jemals besonders viel gewesen wäre! Sicher wähnte Uschi ihre Tauschausgangsbasis auch wesentlich höher, sonst hätte sie wohl nicht gleich die ganze Palette anvisiert.
Uschi hat locker 2 Kleidergrößen weniger, seit ich sie das letzte Mal im Fitti sah. Sie hat sich von A-Cups auf C-Cups katapultiert und Beine so lang wie Nadja Auermann. Leider ist Uschi jetzt auch so blöd wie ein Stück Waldweg. In der riesigen Halle mit Fitnessgeräten weiß man immer genau, wo die Uschi gerade ist. Das liegt zum einen daran, dass sie oft vor Schmerzen schreit, wenn sie sich mal wieder in einem Kabelzug verklemmt oder einen Kinnhaken von einer zurückschnellenden Butterflyeinheit kassiert hat. Zum anderen hört man etwa alle 5 Minuten das laute metallische Knallen eines 100kg-Gewichtsblocks, der – wenn die Fixierung unter Spannung herausgezogen wird – unnatürlich schnell zu Boden rauscht.
Uschi sieht jetzt wirklich ganz passabel aus – das muss man neidlos anerkennen. Doch leider ist Uschi durch den tragischen IQ-Tausch nun auch rasend schnell überfordert, z.B. von jeder Art von Gerätesport. Ich seufze jedes Mal tief und voller Mitleid, wenn sie mal wieder den Stift ihrer höhenverstellbaren Sitzeinheit herauszieht, während ihr wohlgeformter Hintern dort noch Platz greift. Manchmal tönen markerschütternde Schreie durch die Halle und Mittrainierende am Nachbargerät raunen mir beruhigend zu: „Keine Sorge! Das ist nur die Uschi!“.
Ich warte auf den Tag, an dem ich Uschi leblos vor einem Kinetik-Trainingsgerät finde, mit dem sie sich unabsichtlich erwürgt hat. Ich werde traurig sein und wahrscheinlich aus Solidarität die Frauenzeitschrift verklagen, die Uschi durch IQ-Tauschideen in den Tod getrieben hat. Ich hoffe sehr, dass Uschi das einzige Opfer bleiben wird – gerade auch hier auf Twoday. Falls jemand mit mir über seine Problemzonen sprechen möchte, bevor die IQ-Entscheidung ansteht: ich stehe gerne zur Verfügung.
Neon!

Video-Skandal: Doctor P und Neon

Da schaut man gestern Nacht noch mal kurz in die „Most Viewed Videos“ der internationalen YouTube-Charts und was findet man dort auf Platz 42 (der Zahl, die, wie jeder weiß, die Antwort auf alles ist): Ein superkrasses Video von Doctor P und Neon!

Bevor ich morgen meine Anwälte von der Kette lasse, ist es an der Zeit, auch an dieser Stelle und mit diesem offenen Blogposting Herrn Doktor P vorab drei quälende Fragen zu stellen:

  1. Wie kann es sein, dass unser Gemeinschaftsvideo bereits „released“ ist und ich nichts davon weiß (und überhaupt: warum tauche ich nicht mehr in dem Video auf)?
  2. Wer ist das blonde Flittchen im Leoparden-Stiefel-Dress?
  3. Wen hatten Sie letzte Woche noch alles auf Ihrer Besetzungscouch, während ich mich treuglaubend um die Videofinanzierung kümmerte?

Ich bin schwer enttäuscht von dem niederschmetternden, für mich äußerst überraschenden Ergebnis unserer monatelangen Gemeinschaftsarbeit, Herr Pathologe!
Neon!

Das Samstag-Caliente-Pechvogelsturz-Telegramm

Samstagnachmittag im Wald entlang des Bachs gejoggt. *STOP Rechts an Wurzel hängengeblieben und lang hingeschlagen. *STOP Kamera im Bach versenkt. Hose verloren. Joggerhose am Knie zerrissen. *STOP Veritable Schürfwunde. *STOP Gleich an Fräulein Caliente gedacht und eigene Blödheit verflucht. *STOP Joggen für 2 Wochen gestrichen. *OVER&OUT

Dringlicher Kommunikationsappell zum Analdrüsenproblem

Es gibt Blogbeiträge, die machen keinen Spaß. Sie müssen einfach „getan“, geschrieben und in die Welt geschrien werden. Dies hier ist so einer. Nach verschiedenen Vorfällen der letzten Zeit, die keineswegs mehr mit fehlendem Distanzgefühl, individuellen Limitationen oder einem sprudelnden, einseitigen Zwang zur Überinformation erklärt werden können, sehe ich mich genötigt, der fortgesetzten Verletzung meiner zarten Männerseele etwas Starkes und Mächtiges entgegenzusetzen. Ein Aufschrei, ein flehender Appell, ein zu Tränen rührender Herzen gehender Blogeintrag.
Alle selbst erlebten, schmerzlichen Vorfälle der letzten Wochen deuten eineindeutig auf ein klares Muster des Seelenquälgeistes hin: die alleinstehende, redeverliebte Hundebesitzerin mit Hang zum Spezialwissen.
Vielleicht liegt es an dem freundlichen, unverfänglichen Blick meiner blau-grau-grünen Augen, die ohne mein Wissen sagen: „Bitte erzähl mir in 15 Minuten alles, was du die letzten zwei Jahre nirgendwo loswerden konntest“. Vielleicht trage ich auch ein unsichtbares Schild auf meiner Stirn mit der Aufschrift „Du kannst mir die intimsten Dinge erzählen ohne dass wir uns gegenseitig mit Namen vorgestellt haben“. Oder es ist mein erstes aufmunterndes Nicken, das fälschlicherweise dahingehend übersetzt wird, dass ich über alle aktuellen und vergangenen Drüsenprobleme der mitlaufenden Hundemeute im Detail informiert werden möchte.
Now READ MY LIPS, alleinstehende, redeverliebte Hundebesitzerin: I couldn’t care less! Bitte nehmt ein für alle Mal unwiderruflich zur Kenntnis, dass

  1. ein Gespräch weder damit beginnen noch zum Dauergegenstand haben sollte, dass Paul keinerlei Analdrüsenprobleme mehr hat (ich erspare mir an der Stelle deine ausführlichen, sehr plastischen und entsetzlich bildhaften Detailausführungen), seitdem du ihn vor 1,5 Jahren auf Barfen (=Bones And Raw Meat) umgestellt hast
  2. ,

  3. es mir maximal einen äußerst verzichtbaren Erkenntnisgewinn bringt, dass Eddy nur Hasenohren mit Fell bekommt, weil
    1. er Hasenohren ohne Fell konsequent und zutiefst verachtet
    2. die Hasenohrhaare ganz toll seinen Darm reinigen
  4. es mich mittelheftig irritiert, von dir zu hören, dass „wir“ jetzt regelmäßig Barfer-Öl nehmen, weil es soviel Omega-3-Fett enthält, wovon das Fell so schön glänze (hierbei bitte ich auch zu berücksichtigen, dass die missbräuchliche Verwendung des Plurals mich 5 Minuten darüber nachdenken ließ, welches Fell denn wo durch Omega-3 bei dir zu glänzen beginnt)
  5. .

Und nur, um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: die Blutfettwerte deines Mopses Roberto, seine letzte, teure Licht- und Farbtherapie gegen rückwärtige Verspannungen oder die Frequenz und Ergebnisgröße seiner stofflichen Ausscheidung interessieren mich nicht die Bohne! Nada!
Und zur Abrundung noch ein Letztes: Wenn du mir dein esoterisches Lieblingsbuch „Edelstein-Therapie für Hunde“ näher bringen möchtest, gib mir die 20-Sekunden-Management-Summary und keine halbstündige Rezension, bei der ich nach 5 Minuten stark suizidgefährdet bin, weil mir sofortige Selbstverbrennung plötzlich als (ein-)leuchtender und einziger Weg aus deiner verbalen Dauervergewaltigung erscheint.
Danke.
Neon!

Counter-Streik

Counter/Tracking-Software kann eine Menge Spaß bereiten. Wenn sie funktioniert. Meine bisherige Webstatistik-Freeware „ritecounter(.com)“ hat sich offensichtlich klammheimlich absentiert. Das eingebundene Script wuselt ziellos ins Nirvana und die Domain ist schon seit mehreren Wochen nicht erreichbar.
Counter-Streiks dieser Art führen unmittelbar zu einem erheblichen Verlust an a. infantilem Spaß bzw. b. bedrückendem Einblick in die menschliche Psyche, wenn man nämlich plötzlich von der Ansammlung gespeicherter Suchbegriffe abgeschnitten ist, mit denen Suchmaschinenbenutzer auf die eigene Seite geleitet wurden.
Selbst wenn man nichts von der Vielfalt des Lebens und der beängstigenden Realität mancher evolutionärer (Fehl-)Entwicklungen wüßte, reichte es, die Suchmaschinentexte nur eines Monats zu lesen um zu wissen, dass mindestens 30% der Autoren aus sehr unterschiedlichen Gründen am besten sofort lebenslang eingesperrt gehörte. Und bei weiteren 40% wäre es sicher kein großer Verlust für den weltweiten Human-Genpool, wenn diese (hoffentlich) zeitnah durch die Evolution de-selektiert würden.
Suchanfragen lassen sich üblicherweise relativ einfach klassifizieren. Nachstehend ein Analyseversuch für die eher harmloseren Suchanfragen der letzten Wochen:
Die extrovertierten Mitteilsamen

  1. ich wohne jetzt in Nimbin
  2. meine Passbilder sehen scheiße aus
  3. ich wohne jetzt in der feurigstr.
  4. burlington strümpfe an männern sind sexy
  5. in Heidelberg ohne Schlüpfer
  6. ich zeichne wenn ich high bin vögel
  7. meine entjungferung mit chef

Die hedonistischen Fetischfreunde

  1. sperma auf der wade
  2. freund hat lackierte fussnaegel
  3. faust in den mund stecken
  4. sahra wagenknecht nackend [Anm.] Könnte auch unter der Rubrik der ‚verzweifelten Suchenden‘ stehen!
  5. nippel bemalen
  6. boys mit lackierten fussnägel
  7. wo schamhaar kaufen

Die verzweifelten Suchenden

  1. meine seele hat mehr narben als mein körper
  2. ich will doch alles richtig machen aber ich bin auch nur ein mensch
  3. wer hat durchfall nach cranberrysaft
  4. keller voller scheiße ? wer zahlt ?

Die suchenden Verzeifelten

  1. wer möchtet mich entjungfern [Anm.] Diese Schwäbin möchtet sich bitte per Mail vertrauensvoll an mich wenden.
  2. besteig mich [Anm.] Dito!

Die grenzenlos Wißbegierigen

  1. Was heisst wenn ein Arzt sagt grenzwertig [Anm.] Ab jetzt keine Bücher, sondern nur noch Kurzgeschichten lesen!
  2. was rufen kanadische baumfäller [Anm.] Sie rufen nicht, sie singen das Holzfällerlied.
  3. Warum mögen Männer schwarze Strumpfhosen mit weißen Socken [Anm.] Ultimativer Merksatz: Perfekte Frau=Teufelchen+Engelchen!
  4. was bedeutet Samen des Mannes resorbiert [Anm.] Genau das, was du wahrscheinlich vor 10 Minuten gemacht hast, Bitch!

Die ungewollten Spaßvögel

  1. wie lange kann ich noch schlafen
  2. wie mache ich mich unwiederstehlich [Anm.] ‚unwiderstehlich‘ wäre ein Anfang!
  3. dürfen schwangere Frauen ins gruselkabinett [Anm.] Ja, aber auf keinen Fall in Araxes Folterkammer!
  4. Was reimt sich auf Quitten [Anm.] Natürlich Sitten, Schlitten und Witten!
  5. beamten ekg belastungstest [Anm.] Hahaha, best joke ever aus der Spiele-Rubrik ‚Welche Begriffe passen hier nicht zusammen?‘!

Fazit: Besuchertracker können sehr unterhaltsam sein. Daher suche ich jetzt einen passenden Ersatz, der etwas verlässlicher ist als Ritecounter. Vorschläge willkommen.
Neon!

Totaal verhuurt!

Eigentlich hätte man es durchaus ahnen können. Bei einem Land, das Studentenzimmer unter der Menüoption „Verhuuren“ anbietet, sollte man lieber gleich genauer hinsehen. Aber der Reihe nach.
Zunächst war es ja mal durchweg positiv zu werten, dass der nicht mehr so kleine Neon schon vor dem Abi festen Willens war, diesen englischsprachigen Business-Studiengang in Holland anzugehen. Die Bewerbung an der Hochschule verlief denn auch unproblematisch, allerdings schafften wir es leider nur auf die lange Warteliste des Studentenwohnheims. Großer Mist – nun war also zügige private Wohnungssuche angesagt.
Wer noch daran zweifelt, dass studentische Wohngemeinschaften in den Niederlanden zur Achse des Bösen zählen, braucht sich nur mal ein Mietangebot der holländischen Webseiten directwonen oder kamernet vom hilfreichen Google Translator übersetzen zu lassen: da werden Mitbewohner der Wohngemeinschaft kurzum als „Mithäftlinge“ übersetzt. Nach der Erfahrung der letzten Wochen ist klar, dass diese spektakuläre Interpretation absolut kein Beweis für das Versagen maschineller Übersetzungsalgorithmen sondern tatsächlich bittere, alltägliche Wahrheit ist.
Unglaublich, welch garstigen Angebote der holländische Markt für studentische Unterkünfte bereithält. Und das zu völlig närrischen Preisen. Anders als hier zahlt man dort oft auch schon für die Möglichkeit, sich das reale Objekt überhaupt nur anzusehen (€ 10-25). Der Makler kassiert selbstredend vor der Besichtigung, wohl weil er ahnt weiß, dass es danach höchstens Löffelschläge statt Geld gäbe.
„I must warn you. The room may look a bit messy to you, but it’s gonna be cleaned up“, sagt die quietschige Maklerin, nachdem sie 10 Euro für’s Ansehen dieser weiteren Mietchance abkassiert hat. Naja, ok, messy, kann ja schon mal vorkommen, wenn ein Student nach Jahren auszieht, das Zimmer voller Kartons steht und noch nicht renoviert ist. Linda, die Maklerin, führt uns also 15 Minuten zu Fuß durch die Straßen, bis wir vor einem größeren Eingang stehenbleiben. Der Geruch, der durch die halboffene Haustüre auf die Straße dringt, ist, hm, sagen wir, etwas streng. Im Flur steht auf dem Boden eine überquellende Plastikbox mit teilweise aufgerissenen Umschlägen, die wohl als Briefkasten für die 12+ Mieter dient. Linda zieht schnell noch einen tiefen Atemzug Frischluft in ihre Lungenflügel und öffnet dann die erste Zimmertüre rechts.
Kleiner und großer Neon riskieren einen vorsichtigen Blick. Unfassbar! An diesem Messi-Zimmer hätte die dicke Tine mit ihrer Pseudo-Renovierungssendung eine wahre Freude, müsste aber wohl mit 6-facher Teamstärke antreten, um hier noch etwas zu retten. „I told you, it’s a bit messy“, kommentiert die Maklerin unsere ungläubigen Blicke mit der verbalen Untertreibung des Jahrhunderts.
Zwischen Essens-, Klamotten- und Abfallresten sind nach grobem Umriss 4 zerfetzte Sofas (1 an jeder Wand) zu erahnen, welche ausnahmslos so zugemüllt sind, dass die letzten Monate dort keiner geschlafen haben kann. Im vorherrschenden Gestank des hügeligen Zimmers setzt sich klar die Kombinationsnote „süßlich-schmierig-rauchig“ durch, wobei sich hier neben Zigaretten und dickeren „Tüten“ eindeutig die Duftmarke „Ich grille Verdorbenes auch im 15qm Zimmer“ in den Vordergrund drängt. Das Fenster direkt zur Hauptstraße ist seit Jahren nicht geöffnet worden. Der kleine Neon deutet wortlos auf das Spritzbesteck und den zum Erhitzen verwendeten Löffel, den ich bislang übersehen hatte.
„Do you want to see the kitchen?“, fragt die Maklerin und bevor ich noch ein irritiertes „Nein“ keuchen kann, schleppt sie uns zurück in den Flur und auf die andere Seite. Ich weiß sofort, dass das die Küche sein muss, weil man mit den Sohlen schon am Eingang (und im ganzen restlichen Raum) am Boden festklebt. Hier hat über Jahre keiner mehr Eßbares gekocht, geschweige denn anschließend sauber gemacht. „The rent is € 390,- a month!“, schiebt die höchst erfolglose Maklerin noch nach und ich kann mir ein „Are you kidding me, Linda? Who is this guy who lived here?“ nicht verkneifen. „I don’t know“, sagt sie, „he just didn’t show up anymore. Maybe he killed himself somewhere by an overdose!“. Hm, nach den vielen Fliegen zu urteilen, hat er das sogar hier gemacht. Gruselig.
Erst auf der Straße atme ich wieder tief durch. „Oh, do you also want to see the shower in the basement!“, fragt sie mit unschuldigem Augenaufschlag. „I don’t think so, Linda!“, sage ich der Maklerin ohne Gefühl für Kunden, „I guess it’s just not the right place“. Langsam gewinnt der Begriff „Woning verhuren“ eine plastische Bedeutung. Egal, jetzt bloß nicht demotivieren lassen. „Thanks for taking the time, we gotta move on to one of your colleagues“. Linda guckt betroffen trotz der kassierten 10 Euro. Whatever!
Neon!

Pussypräsident

Eine kleine Gruppe verschwitzter Männer steht vor dem an der Hallenwand montierten Flachbildschirm und folgt aufmerksam einer NTV-Wiederholung der kümmerlichen Köhler-Abschiedsrede. „Welch eine dünnhäutige Pussy“, macht einer seinem Ärger Luft, während Köhler, soeben ein letztes Mal von einer peinlichen emotionalen Mischung aus alberner Enttäuschtheit und selbstgefälliger, wichtigtuerischer Arroganz geschüttelt, gerade damit kämpft, am Ende seiner Rede nicht in Selbstmitleidstränen auszubrechen.
Die Runde nickt zustimmend und nimmt fassungslos zur Kenntnis, dass Oberrapper Horst mangels höherer Frustrationstoleranzgrenze und sehnsüchtig vermisstem „R-e-s-p-e-k-t“ sich gerade selbst aus dem Break-Dance-Contest der täglichen Politikschau absentiert hat.
Dabei hätte Hip-Hop-Horst doch wissen müssen: Respekt kann man weder einfordern, noch bekommt man ihn so einfach geschenkt – Respekt muss man sich verdienen. „Wenn Horst Eier gehabt hätte, hätte er die Sache wenigstens noch adäquat eskaliert und Trittin mit in die Versenkung genommen“, kommentiert ein anderer den zittrigen Bühnenabgang von Pussy Galore, die eben noch Präsident war. Wieder allseits zustimmendes Nicken.
Doch Horst spricht nun nicht mehr zum Volk, das ihn doch so lange mit respektierlichen Sympathiewerten beschenkt hatte, sondern schweigt dieses ab sofort beleidigt an, wie ein Hohlkopf-Vater, der von seinem eigenen Kind enttäuscht ist und sich doch eigentlich fragen müsste, was er selbst falsch gemacht hat.
Hm, ich gebe zu: in eklatanter Abweichung zum deutschen Volk habe ich nie viel von Horst gehalten. Zu dürftig und dürr seine Reden, zu anbiedernd an das Volk seine späten Mahnungen, so betont-fingiert-unbequem anstatt konstruktiv versammelnd, nach vorne weisend, das Ziel vorgebend. Da ist es besonders tragisch, auch noch im Abgang zu dilettieren. Es sollte einem als Lebensziel unter keinen Umständen genug sein, von möglichst vielen gemocht zu werden. Der wahrscheinlich erhoffte Kläßmann-Solidarisierungseffekt wird sich für Köhler nicht einstellen, auch, weil die Glaubwürdigkeit der präsentierten Abschiedsstory für die Allermeisten veritable Lücken aufweist.
Als Ökonom und ehemaliger IWF-Chef hätte gerade er die „Big Points“ in einer Zeit der Krise und kommenden Deflation spielen können. Wie wenig hat er es verstanden, seine originären Kompetenzen in dieser so wichtigen Rolle zu nutzen. Wie wenig respektvoll hat er am Ende „sein Amt“ behandelt, für das er doch eigentlich diesen Respekt einforderte. Nun hat Horst blank gezogen und zieht sich aufs gut dotierte Altenteil zurück. Satt, fertig, voll daneben.
„Vollhorst!“, sagt einer in der Runde. Alle nicken ein letztes Mal zustimmend bevor sie sich resignierend vom Fernseher abwenden und wieder auf ihre Trainingsgeräte zusteuern, die für den Rest des Abends das zusätzliche Adrenalin aushalten werden müssen.
Neon!

Essen, das verboten gehört!

Als überzeugter Humanist bin ich mit dem selbstlosen Anspruch beseelt, das Leben der dafür zahlenden Menschen durch kristallklare Analysen und weltbewegende Handlungsempfehlungen kontinuierlich weiter zu verbessern.
Nun gut, mein Kaffeenutellabrot to go oder die empfohlene Transformation aller Frauen in stummschaltbare R2D2s haben nicht sofort die erhoffte Zustimmung gefunden – hier bin ich wahrscheinlich meiner Zeit voraus. Trotz dieser vermeintlichen Niederlagen drängt es mich jedoch, einen weiteren visionären Vorstoß im Bereich der Lebensmittel zu wagen, nachdem ich mir gestern beim Knacken einer Walnuss böse den Daumen geklemmt habe. Denn wozu gibt es schließlich den Petitionsausschuss des deutschen Bundestages?
Gestern musste ich also am eigenen Leib erspüren, was viele von uns bereits wußten: Es gibt Lebensmittel, die gehören verboten! Hier meine Liste von schlimmen Subjekten aus der Welt der Lebensmittel, die sofort und unwiderruflich auf die Verbotsliste müssen:
1. Walnüsse
Generell gehören alle Lebensmittel verboten, die man nicht ohne Schmerzen, Schnittwunden, Blutergüsse oder Verlust wichtiger Gliedmaßen verzehren kann. Walnüsse gehören definitiv dazu und müssen sofort weg! Abweisende Kokusnüsse und groteske Ananasfrüchte sowieso.
2. Artischocken
Wer einmal frische Artischocken verarbeitet hat, weiß, wovon ich rede. Dinge, die einen stechen, die man aufwendig schälen, zersägen, beträufeln und 50min kochen muss, bevor sie einigermaßen genießbar sind, gehören verboten! Warum gibt es wohl fertige Artischockenherzen in Dosen? Eben! Das frische, feindselige Zeug muss weg!
3. Rosenkohl
Sieht häßlich aus, stinkt entsetzlich und schmeckt im Mund wie ein nasser Klumpen Tempos. Braucht kein Mensch!
4. Holunder
Ein Geschmackstraum als fertige Marmelade. Aber ein Jenseitsgranatenscheißdreck in der Zubereitung. Zerstört Küchen, Kleidung und Beziehungen. Tipp für Männer: Wenn Sie Ihre Freundin loswerden wollen, kochen Sie einfach in ihrer Küche 2 Tage lang Holundermarmelade. Wirkt garantiert!
5. Sprühsahne
Leute die Sprühsahne konsumieren, essen auch Saumagen oder Grünkernfrikadellen und tragen Jogging-Anzüge aus dünner Ballonseide. Käufer von Sprühsahne gehören aus puren Sicherheitsüberlegungen lebenslang eingesperrt. Der einzig akzeptable und valide Einsatz von Sprühsahne liegt im spielerischen Besprühen primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale. Das war’s dann aber auch.
6. Gefüllte Paprika
Mir wird schon beim Schreiben übel. Gibt es Schlimmeres als eine mit Hackfleisch gefüllte und mutwillig zerkochte Paprika, die am Ende aussieht wie ein aufgeschnittener Zwölffingerdarm. Kann allerhöchstens noch dazu dienen, im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses unbelehrbare Terroristen zu disziplinieren und aus ihnen liebevolle Kindergartenbetreuerinnen zu machen. Normale Menschen (und die, die es bleiben wollen) sollten so etwas nie essen müssen.
Weitere Vorschläge?
Neon!

Dominance and Submission

Gerade läuft die 3. Wiederholung von Blue Öyster Cults „Dominance and Submission“ im Winamp während ich über einer schwierigen Boardpräsentation grüble. Leitmotivierende Songs wie Dominance and Submission funktionieren bei mir als extrem gute Denk- und Lösungsverstärker, wenn man C-level Präsentationen vorbereitet.
[Exkurs] Zu Vorständen muss man wissen, dass sie als ungeduldige Autokraten gewohnt sind, dass man die ihrem Mund entströmenden kongenialen Handlungsanweisungen am besten bereits gestern als erledigt zurückmeldet. Vorstände erwarten Vollzug, nicht Widerspruch. Vorstände sind üblicherweise so willensstark, dass ein von ihnen mit „Wachstum!“ oder „Ertrag!“ angeschrienes Popcorn Maiskorn nach maximal 2 Stunden eine 1.80m hohe, vollreife Maispflanze ist. Oder anders gesagt: Würde die Verbindung von Selbstliebe und ungezügelter Willensstärke Wärme erzeugen, wären Vorstände für 95% des Global Warming verantwortlich.
Da es in ihrer Welt weder kristallklares persönliches Feedback noch ernsthaften Widerspruch gibt, reagieren Vorstände oft mit kopfschüttelndem Unverständnis, wenn es um Vorschläge geht, die eine vorausschauende, Einvernehmen suchende, proaktiv informierende Kommunikation von Veränderungen für betroffene Mitarbeiter zum Inhalt haben.[Exkurs Ende]
Ich überlege also gerade, wie ich diesen saturierten erfolgsverwöhnten Typen Charakteren, deren Gefühl für die harte Unternehmenswelt oftmals durch die wohlige Existenz eines mindestens 4cm-dick-weichen Wollflorteppiches in der Vorstandsetage erheblich abgedämpft wird, die dringliche Notwendigkeit von Change Management Maßnahmen für eine anstehende Reorganisation näher bringe. Aber irgendwie fällt mir nichts ein, was ich nicht schon mal auf ein Slide gemalt hätte.
Hm, vielleicht könnte ich ein devotes Maiskorn malen, das von einem dominant aussehenden Bauern im blauen Vorstandszweireiher mit einer schwarzen Peitsche auf Wachstumslinie gebracht wird; aus dem jedoch am Ende der Präsentation nur ein armer Windenknöterich (Fallopia convolvolus) geworden ist, weil der Bauer ihm nicht hinreichend genau erklärt hat, welche Entwicklung er eigentlich von dem submissiven Maiskorn erwartete.
Das Feedback der linken, analytischen Gehirnhälfte lässt natürlich nicht lange auf sich warten: „Das geht gar nicht, Neon! 1. Zu plakativ. 2. Bei dem Bild geraten einige der Herren gleich ins Träumen und hören dir überhaupt nicht mehr zu.“. Kein Zweifel, die linke Gehirnhälfte hat absolut Recht. Ich sollte wirklich andere Musik auflegen, vielleicht irgendwas Kuscheligeres wie Nookie von Limp Bizkit.
Neon!